Samstag, 22. Dezember 2012

Schmankerl aus "Verführt" (unlektoriert und so weiter ;))



...
Ich streifte durch mein gemach. Ich lächelte schief. Gemach. Es klang so gar nicht nach mir. Aber so hatte Balthasar es bezeichnet.
Nein, eigentlich hatte er „Gemächer“ gesagt.
Ich schüttelte den Kopf. Angeblich hatten all diese Sachen mir gehört. An sich mag das ja schön und gut sein, aber ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern. Verärgert warf ich mich auf den Hocker vor dem goldenen Schminktisch. Skeptisch betrachtete ich die kostbaren Möbelstücke. Den Schmuck. Die Bilder. Es wirkte gar nicht so düster und böse, wie ich erwartet hatte.
Aber- was hatte ich denn genau erwartet?
Ich wusste, ich war hier im Palast der Dunkelheit. In der Hölle, wie die Menschen es nennen würden. Aber ich wusste nicht warum. Ich nahm Balthasar die Geschichte mit dem „wir haben dich wieder zum Leben erweckt“- ding nicht ab. Nicht eine Sekunde glaubte ich an dieses Märchen.
Und dennoch…mir fehlten Erinnerungen. Ich hatte eine große Lücke in meinem Gedächtnis und das trieb mich in den Wahnsinn.
Hat er Recht? Haben sie es wirklich nur gut mit mir gemeint? Bin ich in Wirklichkeit eine von ihnen?
Etwas musste ja stimmen. Woher hätte ich sonst den schwur kennen sollen, den ich vor wenigen Augenblicken geleistet hatte?
Es klopfte. Überraschte zog ich eine Augenbraue hoch.
»ja?«
»ich bin es, Balthasar. Darf ich reinkommen?«
Ich lächelte. Seine Stimme hatte so zaghaft geklungen, dass ich nicht anders konnte.
»ja, komm rein.«
Ich erhob mich, um ihm entgegen zu treten. Doch er war schneller. Als er durch die Tür schritt, war ich nicht auf die Gefühle gefasst, die er in mir hervorrief.
Die meisten davon kannte ich. Begehren, ein unerklärliches verlangen. Aber diese Sehnsucht, dieses Herzklopfen war neu. Fast so, als wäre ich in ihn verliebt. Ich schloss die Augen, lächelte schief und schüttelte unwirsch den Kopf.
»was ist los? Geht es dir nicht gut?«, besorgt war er so nah an mich getreten, dass ich seine Sorge um mich spüren konnte. Als ich den blick hob, bemerkte ich, wie nah sich unsere Gesichter waren.
Seine Augen waren dunkel, ein Hauch Gold funkelte in ihnen. Wie kleine Pünktchen ließen sie sie strahlen. Sein Körper strahlte eine Wärme aus, die mich anzog. Ich verspürte plötzlich den Wunsch von ihm berührt zu werden und drängte mich unbewusst an ihn. mit einem liebevollen lächeln schloss er mich in seine Arme.
Ich spürte, wie sein Puls raste. Wie sein Herz wild klopfte. Wie er unwillkürlich zitterte, als ich mit meinen Fingern vorsichtig über seine arme strich. Er stieß einen Seufzer aus. Genüsslich. Voll Leidenschaft.
Sein blick verdunkelte sich. Er atmete schwerer. Ich verkniff mir nur schwer ein breites Grinsen.
»du spielst mit dem Feuer, ist dir das eigentlich klar?« seine Stimme klang rau. Ich konnte das Grinsen nicht länger verbergen.
»ich glaub, damit kann ich umgehen.« ich umfasste mit einer Hand seinen Nacken und zog seinen Kopf zu mir.
Als sich unsere Lippen berührten, übernahm etwas animalisches mein denken. Insgeheim schreckte ich vor dieser ungezügelten, unkontrollierten Seite meines Wesens zurück, andererseits wollte ich sie nicht aufhalten. Ich wollte ihr nachgeben.
Ich drängte mich enger an ihn. nicht gewillt, ihn auch nur für einen Augenblick loszulassen, zog ich ihn mit mir, als ich rückwärts zum Bett ging.
Wenn man das Bett nennen kann!
»was tust du da?«
»sht! Sei einfach still, ja?«, ich verschloss seinen Mund mit meinem. Ich konnte spüren, wie sein widerstand schwand. Triumphierend glitten meine Hände über seine erstaunlich muskulöse Brust und genoss es, dass meine Berührung bei ihm eine Gänsehaut hervorrief. Er zitterte vor Erregung. Mit einem wissenden lächeln ließ ich mich nach hinten auf die weiche Matratze fallen und zog ihn mit mir. Sein Atem strich heiß meinen Hals entlang. Mein Puls beschleunigte sich. Fasziniert beobachtete ich wie er fahrig, angestrengt die Beherrschung zu bewahren, mit den Händen durch sein Haar fuhr. In seinen Augen glomm es rot auf, als er Magie benutzen wollte. doch seine Konzentration reichte bei weitem nicht aus, um auch nur eine Kerze anzuzünden. Überrascht bemerkte ich, dass auch ich nah dran war die Beherrschung zu verlieren. Als ich sein Hemd aufknöpfte, zitterten meine Hand so stark, dass ich mit einem genervten fauchen einen Dolch aus seinem Gürtel zog und es einfach aufschnitt. Bewundernd betrachtete ich das Spiel seiner Muskeln und strich sanft mit den Fingerspitzen über seine Brust. Einem Impuls folgenden riss ich mit meinem Fingernagel einen tiefen Kratzer in seine Haut. Mit der Zunge leckte ich über die wunde. Meine Sinne explodierten, als ich sein Blut schmeckte. Ohne zu wissen was geschah, saß ich plötzlich rittlings auf ihm und zückte wieder seinen Dolch. Dieses Mal zog ich mit voller Absicht einen tiefen schnitt über seine Brust und beobachtete wie Blut herausquoll. Genüsslich beugte ich mich zu ihm, meine Zunge glitt langsam über die Wunde und nahm das Blut auf. Ich richtete mich wieder auf und hielt seinen Blick fest, als ich den Dolch über meine Haut gleiten ließ. Ein tiefer Schnitt zog sich über meine Halsbeuge und ich lächelte ihn auffordernd an.
Für einen kurzen Moment starrte er mich einfach nur an.
Dann siegte sein Verlangen- und der Dämon in ihm. Ich keuchte, als seine Lippen auf meiner Haut wanderten und eine brennende Spur hinterließen. Ich warf den Kopf in den Nacken. Ein wohliges seufzen entfuhr mir, als er die wunde mit einem Kuss verschloss. Er bedeckte meine Haut mit federleichten küssen, als sein Mund an meinem Hals hinab wanderte. Seine Hände lagen warm und fest auf meiner Hüfte. Ich verlor mich in der Intensität meiner Gefühle, wurde von verlangen und Leidenschaft übermannt.
Er ergriff den Dolch, den ich achtlos fallen gelassen hatte und schnitt mir ruckartig die Korsage auf. Mit glühenden Augen hielt er meinen Blick fest, als er unter den Bund meiner Jeans fuhr. Mit mühe schaffte ich es mich weit genug zu konzentrieren, um mithilfe von Magie störende Kleidungsstücke verschwinden zu lassen.
Plötzlich lag ich unter ihm. Er hielt meine arme neben meinem Kopf fest und drückte mich in die Kissen. Mit einem gefährlichen grinsen entblößte er seine blitzenden zähne, beugte sich zu mir und biss mir in den Hals. Ich wand mich. In mir brannte ein begehren, ein verlangen, dass mich zu verzehren drohte.
Einer Eingebung folgend beschwor ich eine schmerzhafte kälte auf meine Haut.
Er keuchte. Sein Atem ging stoßweise.
»bist du dir sicher?«, knurrte er schon fast, seine Lippen heiß an meinem Hals.
Ich schluckte. Nickte. unfähig zu antworten.
Mein Blut rauschte wild durch meine adern. Mein Herz raste so schnell, dass ich glaubte es würde gleich zerspringen.
Als ich mich ihm hingab, meiner leidenschaft nachgab, verlor alles an bedeutung. ich schlang meine Beine um seine Hüfte und zog in enger zu mir.
Sein Blut vermischte sich mit meinem, als wir miteinander verschmolzen. Das brennen seines Feuers auf meiner Haut trieb mich weiter in den Strudel der Ekstase.
Bevor ich mich darin verlor, fuhr ich fest mit meinen Fingernägeln über seinen Rücken, zog ihn mit mir. Trieb ihn an den Rand des Wahnsinns, bereit mit ihm in den Abgrund der Leidenschaft zu springen.
Mein Körper wand sich vor verlangen, bog meinen Rücken durch und hob meine Hüften drängend ihm entgegen- ich wollte, dass er ganz mir gehörte. Mir allein!
Sein kehliges stöhnen erklang in meinem Ohr. Ich öffnete den Mund…

ein schrei drang durch die Nacht. Tief, heiser, qualvoll.
»Raphaios! Was ist passiert? Was ist los?« Angelios eilte an seine Seite. Raphaios kniete auf allen vieren am Boden, keuchte und stöhnte. Begehren, verlangen, Leidenschaft- ein wilder Strudel der Gefühle hatte ihn aus dem Schlaf gerissen. Für einen kurzen Moment war er verwirrt gewesen, bis er begriff, dass er IHRE Gefühle empfand.
Ein stechender Schmerz breitete sich in seiner Brust aus. Wie kann sie mir nur so etwas antun?
»Raphaios? sprich mit uns!« Anarias sanfte Stimme klang besorgt. Er schloss die Augen, Verzweiflung und Eifersucht benebelten sein denken. Er kämpfte die Wut, den Zorn nieder, der ihn zu überwältigen drohte. Mit mühe und Not gelang es ihm sich aufzurichten.
»ich habe…Gefühle empfangen…dachte, es sei ein Traum…aber es sind ihre…eindeutig.«, schwer atmend fiel ihm das reden schwer. Es waren nicht seine Gefühle, die ihn aus der bahn warfen, dennoch kam es ihm so vor, als würde er sie am eigenen Leib erfahren. Als wäre er an ihrer Stelle.
Ein erschreckender Gedanke.
»was…war es? Wenn es dich aus deinem Schlaf gerissen hat, muss es ziemlich heftig gewesen sein.«
Manchmal bist du ein riesen Rindvieh, Ang!
»unwichtig. Lasst uns noch ein wenig ruhen. Uns steht ein langer Weg bevor, wenn wir sie zurück holen wollen.«
Doch will ich sie zurück? Sie hat gesagt, sie liebt mich. Dennoch liegt sie bei einem anderen.

Angewidert sah er sich um. Die Welt der Menschen war ihm fremd. Alle wirkten hektisch, abgekämpft. Keiner würdigte dem mächtigen Tor, unter dem er stand, auch nur einen blick.
Wie können sie sich dieser Magie verschließen? Hier ist das einzige, nicht verschlossene Tor zur weltengrenze!
Er schüttelte den Kopf und verzog angeekelt das Gesicht, als er eine Duftwolke wahrnahm, die von seinen Haaren ausging.
Gut, bevor ich mich auf die Suche nach dem Träger mache, gibt es dringlicheres. Dieser Körper braucht dringend ein Bad!
Er wühlte in den Taschen der abgenutzten Lederjacke. Kein Portemonnaie. Erwartungsgemäß.
Also rieche ich nicht nur wie ein heimatloser, ich bin auch noch einer. Ich brauche einen neuen Wirtskörper! Oder aber…
Ihm kam eine Idee. Die Hände tief in den Taschen seiner Jeans vergraben, stiefelte er vom schwarzen Tor weg. Er überquerte die hochbrücke, als ihm das hotel-schild ins Auge stach.
Mit einem breiten Grinsen machte er kehrt und ging darauf zu.
Warum nicht? immerhin bin ich ein Magier.
Pfeifend schritt er auf den Hoteleingang zu und betrat das Foyer.
Wenn ich schon in dieser magielosen Welt wandeln muss, kann ich es wenigstens bequem machen!
Er trat an die Rezeption, den blick fest auf das Gesicht der Empfangsdame geheftet.
Abschätzig betrachtete sie sein Erscheinungsbild.
Er konzentrierte seine Macht und registrierte spöttisch wie ihr blick glasig wurde und sie ihn dümmlich anlächelte, willig ihm jeden Wunsch zu erfüllen.
»Mein Name ist Leo Lumbre und ich würde gern eines Ihrer Zimmer mieten.«
 ....

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