Dienstag, 24. Juli 2012

Leseprobe Café Diary 03 - der Vogel greift an


Tag 15

Leo runzelte die Stirn, als sie Nick am Kaffeeautomaten sah. Verschlafen stolperte sie zu ihm hinüber, benommen den verstreuten Stühlen in der Brecht -Cafeteria ausweichend. Den Weg zur Uni — und nach Tübingen — hatte sie nicht wirklich wahrgenommen. Auch die Begegnung mit Oliver war ihr nur undeutlich in Erinnerung, obwohl sie nicht lang her war.
Mit hängenden Schultern und verquollenen Augen stand sie schließlich neben Nick und versuchte, ein Lächeln zustande zubringen.
»Grundgütiger! Wie siehst du denn aus, Leo? Hast du vergessen dich zu schminken?« Nick starrte sie erstaunt an.
»Nein, ich hab nur wenig geschlafen. Also richtig wenig geschlafen. Und ich seh ohne die Schichten von Schminke wesentlich schlimmer aus. Aber danke, dass du mich darauf hinweist.« Sie gähnte und lehnte sich an ihn.
»Hey, jetzt aber nicht einschlafen!« Nick trat einen Schritt zur Seite. Leo konnte sich gerade noch fangen, ohne auf dem Boden zu landen.
»Alter!«, sie funkelte ihn wütend an.
Nick lachte.
»Leo, ehrlich, also, das sieht echt lächerlich aus. Mit deinen verquollenen Augen kommt dieses »ich werfe dir einen tödlichen Blick zu«- Ding nich‘ gut rüber. Sorry, Kleines.«
Er ging an ihr vorbei und klopfte ihr dabei auf die Schulter. Leo blickte ihm einen Moment hinterher, bevor sie sich mit einem resignierten Seufzer an die Kaffeemaschine stellte. Wahllos drückte sie den erstbesten Knopf und lehnte sich an die Wand. Mit geschlossenen Augen wartete sie ab.
Der Duft von Kaffee, der die Luft erfüllte, und die plötzliche Stille verrieten ihr, dass ihr Becher voll war. Sie linste hinein, um zu erkennen, was sie da eigentlich zu trinken gedachte, gab aber bald auf.
Verdammt! Ich hätt heut echt daheim bleiben sollen!
Leo konzentrierte sich darauf, den Becher nicht fallen zu lassen und lief prompt in jemanden hinein. Mit einem Platschen ergoss sich der Inhalt auf den Fliesen, spritzte an ihr hoch und sie verzog angewidert das Gesicht.
»Leo, pass halt mal auf! Jetzt hab ich Kaffee auf meiner Jeans!« Nick fluchte unverhohlen.
»Sorry, Digger. Aber du standst halt so geschickt und alles an dir hat nach einer Kaffeedusche geschrien … da konnte ich nicht widerstehen! Aber warum lungerst du eigentlich so deppert VOR dem Seminarraum herum? Wolltest du dir Zeit nehmen, um wieder einen spektakulären Auftritt zu planen?« Sie tupfte die Kaffeeflecken mit einem Taschentuch vorsichtig ab.
»Der Raum ist abgeschlossen. Kein Grund zickig zu werden!«
»Hey, wegen dir hab ich jetzt nichts mehr, was mich wach hält!« Leo stemmte die Hände in die Hüften.
»Ich kann dich ja munter halten, indem ich mich neben dich setz und dich alle zehn Sekunden in die Seiten stups.«
Leo streckte ihm die Zunge heraus und setzte sich müde auf einen Tisch an der Wand. Sie lehnte den Kopf dagegen und schloss die Augen. Als Nick wirklich anfing, sie zu stupsen, grummelte sie, wehrte sich aber nicht.

»Ben ist gar nicht so schlimm, wie du immer behauptest, Dan. Er ist echt nett. Richtig nett. Und er mag dich. Und Charly. Und Nick. Ich versteh nicht, warum du immer so gegen ihn hetzt. Nur weil die heilige Leo ihn nicht mag? Schon mal dran gedacht, dass SIE die Böse in dieser ganzen Misere ist? Dass nicht Ben, sondern Leo die Wurzel allen Übels ist?« Jen griff nach Dans Arm und rüttelte daran.
»Jen, das ist doch kompletter Unsinn. Leo versucht doch nur dich zu beschützen. Sie kennt Ben besser als du — es ist doch offensichtlich, dass da was im Busch ist. Du hast dich ja auch nie um Leos Version bemüht, sondern dich nur auf seine Geschichte gestützt. Und die kann durchaus von der Wahrheit abweichen! Warum sollte sie dir denn dein Glück mit diesem Idioten neiden? Und falls es dich beruhigt, ich hab Ben schon nicht gemocht, bevor du mit ihm rumgeknutscht hast. Ich hab den Kerl um Leos Haus rumschleichen sehen — das hat er sicher nicht aus Nettigkeit gemacht! Denk doch mal logisch! Warum schleicht er immer hier an der Uni rum? Warum fragt er dich immer mal wieder nach Leo? Wach doch endlich mal auf!«, er sah ihr eindringlich in die Augen. Er erkannte Zweifel in ihrem Blick und sah, wie sie über seine Worte nachzudenken schien. Dan verkniff sich ein triumphierendes, aber auch erleichtertes Lächeln. Jen lief schweigend weiter, während sich Dan nach Charly umsah. Er musste ihr unbedingt von seinen Fortschritten erzählen.
»Dan? Kommst du? Wir haben gleich lustig Literatur. Das willst du doch nicht verpassen, oder?« Jen war stehen geblieben und schien auf ihn zu warten. Da von Charly nichts zu sehen war, eilte er ihr nach — hauptsächlich um nicht zu spät zu kommen.

***

»Leoohooo. Leeeeoooo.« Nick säuselte der jungen Frau neben ihm leise ins Ohr. Leo zuckte.
»Digger, deine Stimme erinnert mich an diesen Kindersingsang aus den Horrorfilmen. Muss das sein?«, murmelte sie und öffnete langsam ihre Augen. Nick kicherte.
»Aber du bist wach. Und ich hab dir versprochen, dich zu wecken und wachzuhalten.«
»Yey. Hurra. Super.« Leo stützte den Kopf auf die Hände und seufzte.
»Okay, weil du’s bist, hör ich mit singen auf. Aber dann lass uns bisschen quatschen. Die Gute«, er deutete auf ihre Professorin, die stirnrunzelnd dem Referat lauschte, »ist eh beschäftigt mit den Weibern da vorne beim Lauschen, wie sie was von »Ödibus« erzählen. Die katholische Studentenfraktion verunglimpft eines der bedeutendsten Dramen und ich möchte, ehrlich gesagt, nicht zu genau zuhören, denn die Götter meiner Vorfahren könnten mich sonst dazu verleiten anzugreifen und diese Katholiken da vorne für ihre Frevel zu bestrafen.«
»Du laberst manchmal einen Müll! Allerdings hast du bei den Weibern da vorne an der Tafel komplett recht. Is‘ schon übel, was die da verzapfen. Naja. Über was willst du denn reden?« Leo setzte sich etwas aufrechter hin und lächelte müde.
»Was hat es mit Ben auf sich?«
»Nein, bloß keine Zeit verlieren, ne? Was habt ihr alle mit Ben?«
»Also?«
»Lass uns bitte über etwas anderes reden. Ben ist kein Thema, über das ich gerne spreche. Oder überhaupt spreche.«
»Na, dann … was gibt es Neues? Hast du dich in letzter Zeit mal wieder als alt bezeichnen lassen?« Leo konnte ihm ansehen, wie schwer es ihm fiel, ihren Wunsch, nicht über Ben zu sprechen, zu respektieren — aber das war ihr egal.
»Meinst du diesen Vollpfosten, der mich im Tutorium angesprochen hat?«
»Aye«, bestätigte Nick.
»Hm, also … nein, direkt nicht. Aber er hat mir auf Facebook geschrieben, dass er sich wirklich gern mit mir treffen würd, aber nur, wenn es an einem Ort ist, an dem ihn keiner mit mir sehen kann. Er meinte auch, ich könnt ihn ja besuchen und bei ihm und mit ihm Spaß haben … also, da wusst ich echt nicht, was ich sagen sollt. Das ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht passiert. Und ich bin viel rumgekommen.«
Nick lachte leise.
»Wieso lässt du dich nicht drauf ein? Man ist nur einmal jung und, ohne dir zu nahe zu treten, du bist es nicht mehr lang. Ich an deiner Stelle hätt‘ nicht gezögert, den Kerl flach zulegen.«
Leo starrte Nick einen Augenblick fassungslos an, dann steckte sie sich die Faust in den Mund, um nicht in lautes Lachen auszubrechen. Als sie seinen verständnislosen Blick bemerkte, kamen ihr Tränen vor lauter Lachen.
»Sorry, ich hab mir grad vorgestellt, wie du und … nein, das war einfach zu lustig!«
Sie fing den strafenden Blick ihrer Professorin auf und senkte den Kopf.
»Du weißt schon, die Katholiken- Fraktion wird dich bluten lassen, wenn du dein Referat hältst.«
»Wurscht.« Leo und Nick grinsten und versuchten sich auf den Unterricht zu konzentrieren.

Jen stach mit ihrem Bleistift auf ihr Dramenanalyse- Buch ein, in Gedanken ganz wo anders. Was Dan über Ben gesagt hatte, ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Irgendwo steckte ein Körnchen Wahrheit in diesem ganzen Chaos und sie würde es finden. Was, wenn er wirklich recht hat und Ben mich nur ausnutzt? Wenn Ben wirklich nur hinter Leo her ist und ich nur ein Mittel zum Zweck bin — oder so? Es ist schon verdächtig, dass er immer hier an der Uni rumstromert und mich nie zuhause besuchen wollte. Und wenn es stimmt, was Dan erzählt hat und Ben wirklich um Leos Haus rumgeschlichen ist, dann … sollte ich mich wohl bei ihr entschuldigen. Jen knabberte an ihrer Unterlippe und massakrierte weiterhin ihr Buch.
»Jen?« Charly hatte sich zu ihr gebeugt.
»Ja?«
Sie spürte, wie jemand vorsichtig ihre Finger um den Bleistift lösten und sie sah auf, ihr Blick klärte sich. Sie bemerkte den besorgten Gesichtsausdruck Charlys, als diese den Stift zur Seite legte.
»Was ist los? Bedrückt dich irgendwas? Hast du Sorgen? Möchtest du mit mir darüber reden?«
Jen seufzte bei Charlys Worten.
»Naja, also … ja, nein…ich weiß nicht«, sie schüttelte mit Tränen in den Augen den Kopf. Jen hatte sich schon lange nicht mehr so hilflos gefühlt. Sie wusste nicht, was sie machen sollte. Was sie denken sollte. Was sie noch glauben durfte.
»Dan hat mit dir gesprochen, richtig?«
»Woher weißt du das?« Jen unterdrückte bei Charlys Worten das Bedürfnis sich selbst zu umarmen. Noch vor zwei Tagen hatte sie Leo für alles verantwortlich gemacht, aber, wenn sie ehrlich war, hatte sie sich ihre Isolation selbst zuzuschreiben. Und die Worte Dans hatten es ihr verdeutlicht, wie falsch sie lag. Oder liegen könnte.
»Nun, wir haben uns beide Sorgen gemacht. Allerdings hatte ich gehofft, ich könnte mir dir sprechen … Dan ist ja nicht immer sonderlich, nun, rücksichtsvoll. Du bist ihm doch nicht böse, oder?«
»Nein, er hat ja irgendwo recht. Aber es fällt mir schwer zu glauben, dass Ben wirklich so sein sollte, wie Dan, du und Leo mir weismachen wolltet. Auch wenn das, was Dan gesagt hat, ziemlich plausibel ist …«, sie brach ab und schluckte.
»Möchtest du es einfach nicht wahrhaben? Wir könnten ja versuchen, ihn zu entlarven. Verstehst du? Wenn er wirklich was verheimlicht, dann können wir dafür sorgen, dass es ans Tageslicht kommt. Wenn er nichts verheimlicht, dann wird auch nichts passieren. Weißt du, wie ich mein?«
Jen nickte zögernd, nachdenklich.
»Und wenn es schief läuft? Und er herausfindet, dass wir ihm eine Falle gestellt haben — ich nehm an, das meintest du — und ausrastet?«, sie war selbst überrascht, wie schnell wie einlenkte, aber es schien das Natürlichste der Welt zu sein. Charly hat recht! Um herauszufinden, ob Ben wirklich Dreck am Stecken hat, muss ich ihm eine Art Falle stellen. Nur so bekomm ich Klarheit. Und nur so kann ich Dan den Wind aus den Segeln nehmen, wenn er falsch liegt.
»Er wird schon nichts merken, vertrau mir.«
Jen bemerkte ein hinterlistiges Funkeln in Charlys Augen, atmete tief durch und fragte:
»Okay, wie sieht dein Plan aus?«

***

Leo stützte sich auf Nick, der ihr immer noch ins Ohr säuselte.
»Alter, Nick, ehrlich. Lass das!«, sie schüttelte sich.
»So lange du dich auf mich stützt und ich die ehrenvolle Aufgabe habe, dich wach zu halten, wirst du das ertragen müssen. Und nun, kleines Mädchen, öffnen wir die Türen und treten ins Sonnenlicht.« Leo spürte, wie Nick seinen Griff um ihre Taille verstärkte, als er sie durch die Eingangstür der Fakultät bugsierte. Sie blinzelte gegen das Sonnenlicht und fauchte.
»Bäh! Das is‘ so hell!«
Nicks Lachen verstärkte ihren Unmut.
»Komm schon, kleines Mädchen, wir setzen dich jetzt auf die Stufen, die im Schatten liegen und ich hol dir einen Kaffee. Aber nicht weglaufen oder einschlafen! Und nicht mit fremden Menschen quatschen!« Selbst mit zusammengekniffenen Augen konnte Leo Nicks Grinsen noch erkennen.
»Ich hab dich auch lieb, Nick.«

Jen lächelte. Es war ein ehrliches, selten gewordenes Lächeln — und das verdankte sie Charly. Nicht einmal Ben konnte sie so ein Lächeln schenken. Bei Ben fühlte sie sich immer unsicher und hatte Angst, so zu sein, wie sie wirklich war — wer sagte ihr, dass er nicht schreiend davon rannte, wenn er begriff, welche Abgründe sich in ihrer Seele auftaten?
Sie fuhr sich durch die langen, blonden Haare und entspannte sich etwas. Jen sah sich neugierig um, suchte Charly, Dan — oder Ben. Doch sie erblickte zunächst nur Leo, die ziemlich übermüdet und fertig aussah.
»Überlegst du, ob du zu ihr rüber sollst?« Charly stand plötzlich neben ihr. Jen zuckte zusammen und fühlte sich ertappt.
»Ja, aber ich glaube, dass ist nicht der richtige Zeitpunkt. Schau, sie sieht total fertig aus. Ich nehm nicht an, dass sie jetzt in versöhnlicher Stimmung ist.«
»Du willst dich mit ihr vertragen? Auch wenn wir unsere kleine List noch nicht durchgeführt haben?«
Bei Charlys Worten nickte Jen.
»Aber, wie gesagt, sie sieht nicht danach aus, als wäre sie dafür in Stimmung. Weißt du, ich hab über deine und über Dans Worte nachgedacht. Wenn Ben nicht der ist, für den ihr ihn alle haltet, kann ich das Leo am ehesten beweisen, wenn sie wieder zugänglich für mich ist. Und wenn nicht, so hab ich sie an meiner Seite und sie wird mich auffangen.«
»Das … klingt ziemlich … berechnend?« Charly schien verwundert und warf Jen einen seltsamen Blick zu.
»Nun schau mich nicht so komisch an. Ich sicher mich nur ab.« Jen lächelte versonnen und zündete sich eine Zigarette an.
Sie beobachtete, wie Charly an ihr vorbei huschte und sich neben Leo setzte.
Wie sich alle immer um sie kümmern!, schoss es ihr neiderfüllt durch den Kopf und vergaß dabei völlig, dass sich ihre Freunde hauptsächlich um sie sorgten.

Leo lehnte den Kopf gegen das Geländer der Treppe, schloss die Augen. Ich will ins Bett!
»Hey!« Eine laute Stimme riss sie aus ihrem Dämmerzustand und sie schlug sich den Kopf am Metall an.
»Was zum …?«, sie rieb sich den Kopf und wandte sich um. Charly saß mit einem breiten, strahlenden Grinsen neben ihr. »Du hast mich zu Tode erschreckt!«
»Vom Aussehen her macht das ja keinen Unterschied, oder?« Charly kicherte.
»Oh ja, sehr lustig. Was gibt’s? Ich würd gern weiterschlafen. Ich hab ja noch ‘ne gute Viertelstunde.«
»Warum trinkst du keinen Kaffee?«
»Weil ich auf Nick warte, der mir einen bringen wollte. Aber anscheinend muss er die Bohnen erst mal anpflanzen, hoch ziehen, ernten, mahlen … und so weiter.«, knurrte Leo.
»Man röstet die Bohnen erst, bevor man sie mahlt.« Ein Becher dampfenden Kaffees tauchte vor Leos Gesicht auf und Nicks Stimme dröhnte ihr unangenehm in den Ohren.
»Danke, Digger. Aber bitte, sprich leiser! Da is‘ mir dein Gesinge schon lieber«, sie griff nach dem Becher und schenkte Nick ein dankbares Lächeln.
»Hallo, Nick.« Leo verkniff sich ein Grinsen als sie den schwärmerischen Ton in Charlys Stimme hörte, als diese Nick begrüßte.
»Hey, Erdbeerköpfchen. Was geht?«
Leo prustete in ihren Becher, als sie Charly erröten sah.
»Leo, wenn du so weiter machst, verschüttest du wieder deinen Kaffee. Und nochmal hol ich dir keinen neuen! Oder halt dich neunzig Minuten wach!« Nick lehnte sich gegen das Geländer und verschränkte die Arme.
»Okay, tut mir leid. Ich werde nicht mehr lachen, wenn ich euch zwei turteln seh.« Leo hob die freie Hand zum Gruß und erhob sich. »So, da das jetzt geklärt ist, ihr zwei Süßen, werde ich euch jetzt allein lassen und mich mit spanischer Linguistik langweilen, genauer gesagt mit den Büchern darüber. Die Bibliothek wartet auf mich. Tut nichts, was ich nicht auch tun würde!«
Mit einem letzten, amüsierten Blick auf ihre beiden Freunde ging sie gähnend ins Gebäude zurück.

»Was hast du denn eigentlich mit Jen getuschelt? Sie sah ja auf einmal so fröhlich aus.« Nick ließ sich neben Charly fallen.
»Es ging um Ben. Mal wieder. Große Überraschung, nicht wahr? Anscheinend ist Jen schon von Dan bearbeitet worden und, naja, offensichtlich ist sie mittlerweile für Kritik an ihrem Loverboy zugänglich.« Charlys Mimik wechselte von ernst zu verspielt, was Nick faszinierte. Sie kann von jetzt auf gleich einfach umschalten! Wow! Das ist echt der Hammer!
»Und? Was habt ihr denn an Ben zu kritisieren? Ich mein, mir ist der Kerl jetzt auch nich‘ besonders geheuer … hab ich dir schon erzählt, dass er mich am Samstag beim Proben besucht hat? Total freaky, sag ich dir. Der saß die ganze Zeit da und hat mich beobachtet.« Nick schüttelte den Kopf.
»Naja, Dan und ich sind einer Meinung: Ben verheimlicht etwas. Aber wir wissen nicht was. Und dadurch, dass wir jetzt Jen auf unsere Seite ziehen konnten, haben wir eine reelle Chance dahinter zukommen.«
»Ziemlich gerissen, Erdbeerköpfchen.  Respekt!« Nick nickte ihr anerkennend zu. Er bemerkte geschmeichelt, dass sie errötete.
Ein Schatten fiel über sie. Nick wandte den Kopf, um zu sehen, wer ihnen die Sonne verdeckte.
»Dan, auch schon da?«, begrüßte er seinen Freund.
»Du hast mit Jen gesprochen? Wie hat sie deinen Vorschlag aufgenommen?« Dan ächzte, als er sich zu  Charly und Nick auf die Stufen setzte.
»Überraschend positiv. Aber dann … dann meinte sie, sie würde sich mit Leo wieder vertragen, um ihr entweder unter die Nase zu reiben, dass sie Unrecht hatte, oder sich von ihr auffangen zu lassen, wenn Ben wirklich so scheiße ist, wie wir alle vermuten«, erklärte Charly seelenruhig und lächelte dann wieder versonnen.
»Oha, das verspricht ja interessant zu werden. Habt ihr schon was Konkretes ausgemacht oder wollt ihr erst noch abwarten?«, fragte Dan.
Nick runzelte die Stirn und sah seine Freunde fragend an. Wovon reden die da bitte?
»Ich weiß es noch nicht. Kommt jetzt eben auf Jen an. Aber … es verspricht großartig zu werden!« Charly kicherte.

***

Leo nahm einen Schluck aus ihrem Becher und hätte beinahe gespuckt.
»Oh Gott, ist das eklig! Was zum Teufel hat mir Nick denn da gebracht?«, fluchte sie. Vorsichtig sah sie sich um, dann warf sie den halbvollen Becher in den Müll.
»Na, Hübsche, hat dir etwa dein Kaffee nicht geschmeckt?« Eduardo drückte ihr einen Kuss auf die Wange und legte ihr einen Arm um die Taille.
»Nein, ich hab spontan beschlossen, auf Tee umzusteigen.« Sie wand sich aus seiner Umarmung und lächelte ihn distanziert an. Himmel, ist der Kerl aufdringlich!
»Echt? Wie kommt’s? Du musst mir alles erzählen. Dein Wochenende, wie war’s? Ich hätt echt gern was mit dir unternommen, aber ich hab deine Nummer nicht.«
Und du wirst sie auch nicht bekommen, egal wie süß du bist!
»Naja, ich war am Samstag in der Uni. Kompakttag. Total lustige Veranstaltung.« Leo drängte sich an ihm vorbei in die Bibliothek und atmete tief durch. Ob ich ihn wohl abschütteln kann?, fragte sie sich.
»Was machst du hier eigentlich? So strebsam hätt ich dich nicht eingeschätzt.«
Leo widerstand nur mühsam den Drang Eduardo ins Gesicht zu schlagen.
»Ich bin gerne vorbereitet. Damit mich nichts überrascht und da ich nächste Woche einen Vortrag über die Akzentsetzung im Spanischen halten werde, sollte ich eventuell ein bisschen was nachlesen. Meinst du nicht auch?« Leo lächelte zuckersüß und schnappte sich einen der Bücherkörbe. Sie hob die Hand zum Abschied und verschwand zwischen den Regalen.
»Leo? Leo, warte!« Eduardos Stimme war viel zu laut für ihren Geschmack und sie huschte zwischen den Regalen hindurch, die Treppe zur Germanistischen Abteilung hinauf.
»Hier wird er mich sicher nicht suchen. Hoffe ich.«, murmelte sie und seufzte erleichtert. Mit den Fingern strich sie über die Bücherrücken, ein seliges Lächeln auf den Lippen. Sie liebte Bücher. Bücher waren für sie wie Freunde, eine Art Zuflucht vor ihrer Familie und ihrem Leben. Selbst Lehrbücher waren ihr nicht verhasst, sondern eine willkommene Abwechslung.
»Oh Gott! Ich bin ein Freak!« Leo lachte leise.
»Ich mag dich so wie du bist. Ich fand deine Leidenschaft für Bücher immer sehr erfrischend. Es war mal etwas anderes, jemanden voller Liebe über das geschriebene Wort reden zu hören.« Bens Atem kitzelte ihr Ohr, während er ihr diese Worte zuflüsterte.
Leo erstarrte. Ihr wurde kalt und sie begann zu zittern.
»Warum zitterst du denn? Ist dir kalt? Du hast doch nicht etwa Angst vor mir?«
»Nein, du mieses Schwein! Ich versuche nur mich zu beherrschen, damit ich dir keinen dieser dicken Wälzer ins Gesicht schlage! Was willst du eigentlich von mir?« Leo war erleichtert, dass ihre Stimme nicht zitterte. Ben umfasste mit einer Hand ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.
»Leo, mein Schatz, du kannst mir nichts vormachen. Du fürchtest dich vor deinen Gefühlen für mich, nicht wahr? Und glaub mir, eines Tages wirst du sehen, dass es keinen Grund gibt, sich vor mir zu fürchten. Wir gehören zusammen! Wann begreifst du es endlich?« Seine Lippen berührten ihre. Sacht. Leos Augen weiteten sich. Doch bevor noch mehr passierte, zog sich Ben zurück und ließ sie stehen.
Mit klopfendem Herzen sah ihm Leo nach und versuchte zu begreifen, was sie eben erlebt hatte.

Café Diary Teil 2 nun als Holzbuch

Café Diary 02 - Getwerc gibt es seit heute als Taschenbuch zu kaufen. Das E-Book folgt noch, da mich CreateSpace mit ihrer Auslegung von "five or eight days" überrascht hat xD

http://www.amazon.de/Caf%C3%A9-Diary-02-Michaela-Harich/dp/1478148349/ref=sr_1_5?ie=UTF8&qid=1343156585&sr=8-5

Sonntag, 22. Juli 2012

Auszug aus Café Diary 02 - Getwerc

Da Café Diary 02 - Getwerc heute in die CreateSpace- Überprüfung ging, gibt's erst mal einen Auszug, um die Wartezeit zu verkürzen:


Tag 11

Dan gähnte, während er die Stufen zur Fakultät hinauf stolperte, und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Ein milchiger Film ließ seine Umgebung unscharf wirken und er fluchte verhalten.
»Ich glaub, ich sollte mir doch eine Brille zulegen. Verdammt!«
Ein Schlag, eine Hand auf seiner Schulter und er war definitiv wach, als er beinahe über seine eigenen Füße flog.
»Na, altes Haus, noch nicht ganz munter?«
»Boah, Nick! Nerv mich nicht!« Dan schüttelte die Hand seine Freundes ab.
»Oha, was ist denn mit dir los?«
»Ach nichts. Ich merk nur grad, dass ich nicht ganz klar seh und mir wohl ‘ne Brille zulegen muss«, grummelte Dan.
»Und das kann nicht daran liegen, dass du dir irgendeine Pampe ins Gesicht geschmiert hast und die in deine Augen gerieben hast?«, in Nicks Stimme schwang ein Lachen mit.
Dan schlug sich mit der flachen Hand gegen den Kopf. Ich hab diese dumme Tagescreme total vergessen! Er rieb sich verlegen über die Augen, um den Cremeschleier zu entfernen.
»Na, besser? Jetzt, wo die Creme weg ist?«
»Alter, Nick, wo hab ich das Zeug denn noch?«
»Am Kinn. Am Ohr. Am rechten Nasenflügel.« Nick tippte die Stellen seines Gesichts an. Dan zuckte zurück.
»Hey, Dan. Ihr zwei seht süß zusammen aus.«, drang eine Stimme an Dans Ohr.
Wunderbar. Der hat mir gerade noch gefehlt.
»Ben. Hi. Jen ist nicht da. Und Leo auch nicht«, er wandte sich ab.
»Ah, du magst mich also wirklich nicht. Sehr interessant. Wer bist du eigentlich?« Ben sah Nick an.
»Nick. Hi. Und du bist dieser ominöse Ben, der hier alle so in Aufruhr versetzt?« Nick musterte Ben neugierig. »Hey, Dan, so schlimm sieht der doch gar nicht aus.«
Dan legte die Hand über seine Augen und unterdrückte ein genervtes Stöhnen.
»Nick, du Vollfposten!«, murmelte er leise. Er musterte Ben nach wie vor misstrauisch.
»So, Jen ist also nicht hier, sagst du?« Ben sah sich um. »Trifft sich gut. Ich wollt nämlich mit dir reden, Dan.«
»Mit mir? Warum?« Dan warf Nick einen fragenden Blick zu. Nick zuckte mit den Achseln.
»Ich möchte, dass wir uns vertragen. Du bist ein Freund von Jen und dadurch treffen wir öfters aufeinander. Da wär’s doch blöd, wenn wir uns andauernd fetzen würden. Oder, was meinst du?« Ben streckte seine Hand Dan entgegen und wartete. Dan musterte Ben, dann die ihm dargebotene Hand und schlug nach kurzem Zögern ein.
Das heißt aber nicht, dass wir jetzt Freunde werden!

Jen unterdrückte mühsam ein Fauchen, als Nina ihr um den Hals fiel, kaum dass sie den Bus verlassen hatte.
»Morgen Jenny! Naaaa, freust du dich schon auf die Uni?« Ninas flötende, immerzu fröhliche Stimme strapazierte ihre Nerven.
»Morgen, Nina. Bitte … lass … mich … los!«, ächzte Jen. Sie packte Ninas Arme und schob sie von sich. Befreit schüttelte sie sich und atmete tief durch.
Okay, jetzt versteh ich Leos Zurückhaltung, was dieses Umarmen angeht.
Nina strahlte sie an.
»Bist du immer so gut gelaunt um diese Uhrzeit?«
»Ja! Das Leben ist so schön und so toll und so kurz, da kann ich nicht anders! Ich muss einfach jede Minute genießen!« Nina drehte sich mit ausgebreiteten Armen im Kreis.
Ahja. Passt schon!
Sie gingen schweigend nebeneinander her. Als sie die Stufen zur Fakultät erklommen, keuchte Nina plötzlich.
»Oh wow! Wer ist dieser Typ bei Dan und Nick? Der sieht ja mal hammermäßig gut aus!«
Jen blieb stehen, warf ihr einen vielsagenden Blick zu, bevor sie in die Richtung sah, in die Nina deutete. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht.
»Das ist Ben. Er ist so was wie mein Freund. Quasi.«
»Wow!« Ninas Augen glänzten vor Bewunderung und in Jen erwachten Stolz und Eifersucht.
Mit zusammen gekniffenen Augen beobachtete sie, wie Nina auf die Gruppe zu tänzelte und ballte die Hände zu Fäusten.
»Ich schwöre, wenn sie ihn anfasst, schlag ich ihr ins Gesicht!«
Langsam folgte Jen Nina.

Nick stieß Dan mit dem Ellenbogen in die Seite.
»Schau mal, wer da kommt! Die süße Kleine und Jen.«
Ben drehte sich um, als Nick Jen erwähnte und Dan glaubte für einen kurzen Moment Abscheu über dessen Gesicht huschen zu sehen. Dan verengte die Augen und fragte sich, ob er sich das nur eingebildet hatte.
»Na, ihr Loser? Hi Ben.« Dan hob die Augenbrauen und wunderte sich über Jen, die in einer Begrüßung zwei Tonlagen anschlagen konnte.
»Immer wieder schön, dich zu sehen, Jennifer.«
»Fick dich, Dan!« Jen zeigte ihm den Mittelfinger.
Nick fuhr sich lachend durch sein dichtes, schwarzes Haar und lächelte Nina an.
»Hallo, Schönheit. Darf ich dich auf einen Kaffee entführen?« Nina kicherte und schlug die Augen nieder, als sie Nicks Lächeln sah. Dan knirschte mit den Zähnen.
Ben drückte sich an ihm vorbei, schloss Jen in seine Arme und küsste sie sanft auf die Nasenspitze.
»Hey du. Du hast mir gefehlt.«
Jen lächelte strahlend.
»Du mir auch, Süße.« Bens Lächeln erreichte seine Augen nicht, fand Dan, der ihn eindringlich beobachtete. Als sich Jen an Ben schmiegte, imitierte Dan Würggeräusche.
»Oh ja, sehr erwachsen!« Jen löste sich etwas von Ben und funkelte Dan wütend an. »Komm, lass uns wo anders hingehen! Hier ist mir das zu kindisch!«
Ben blieb stehen und zwang Jen, die gerade im Begriff war zu gehen, sich zu ihm umzudrehen.
»Und was ist mit deiner Uni? Deinem Unterricht? Oder was, wenn deine Freundin Leo auf dich wartet?«
Dan zischte. Aha, daher weht der Wind. Der ist doch hinter Leo her.
»Ach, Leo kommt auch mal ohne mich aus. Also, machst du jetzt weiter auf Spielverderber oder unternehmen wir etwas Lustiges?« Jen verschränkte die Arme und wirkte trotzig.
Doch Ben drückte ihr nur einen weiteren Kuss auf die Nasenspitze und ging winkend davon.
»Ärger im Paradies?«
»Halt's Maul, Dan!«
Jen stapfte grummelnd an ihm vorbei und betrat das Fakultätsgebäude. Mit einem Seufzen folgte ihr Dan.

***

Dan erblickte Charly, kaum dass sie den Hörsaal betreten hatten. Mit einem kurzen Winken signalisierte sie ihnen, dass sie Plätze freigehalten hatte.
»Schau mal, da kommt Nick mit deiner Angebeteten Nina.« Jen lächelte gehässig. »Scheint, als würde sie sich nicht mit langweiligen Streberboys abgeben.«
Dan drehte den Kopf und verzog das Gesicht. Nina und Nick zusammen, das war kein Anblick, der ihm gefiel. Missmutig stiefelte er hinüber zu Charly und setzte sich. Dabei konnte er seine Augen nicht von Nick und Nina abwenden und grollte.
Neben ihm lächelte Jen schadenfroh, bevor auch sie sich auf einen Platz niederließ.
»Nun, Dan, scheint, als wäre dir Amor nicht gerade wohlgesonnen?«, sagte sie spöttsich.
»Ach, halt’s Maul, Jen!«
Charly, die zwischen ihnen saß, hob den Kopf und sah fragend von einem zum anderen.
»Hat euch heut Morgen jemand auf den Pfannkuchen gespuckt, oder was ist bei euch los?«
»Nichts. Jen meint heut nur besonders lustig sein zu müssen«, murmelte Dan.
»Dan macht hier wieder auf besorgt und weint ein bisschen rum, weil er keine Chancen bei Nina hat«, antwortete Jen im selben Moment. Charly zog einen Mundwinkel hoch, lächelte halbherzig und wandte sich Dan zu.
»Dich fuchst das mit Nina wirklich, nicht wahr? Dich hat’s voll erwischt?«
»Natürlich hat es ihn erwischt. Kein Wunder. Als Theologe muss er nehmen, was daher kommt«, mischte sich Jen ein.
»Halt dich bitte da raus, Jen. Du bist im Moment nicht hilfreich.« Charly warf ihr einen missbilligenden Blick zu.
»Jen ist sauer, weil ich ihren Loverboy nicht mag. Sie glaubt, ich bilde mir nur ein, dass der Kerl einen an der Klatsche hat!«, brauste Dan auf.
»Ja, komm! Die ganze Zeit faselst du was, von wegen der Kerl ist dir nicht geheuer und blablabla. Und die ganze Zeit laberst du, dass Leo ja auch Angst vor ihm hat und das mir das ja als Zeichen reichen müsste und so weiter.« Jen schnaubte verächtlich.
»Naja, du musst zugeben, Leo kennt mehr Leute und hat dadurch auch eine bessere Menschenkenntnis. Abgesehen davon hat sie als Fotografin gelernt, Menschen ziemlich gut zu durchschauen, weil sie ja mit den unterschiedlichsten Leuten zu tun hatte. Aber das sind alles Vermutungen und ich kann mich natürlich auch irren. Es ist genauso gut möglich, dass Leo und Ben eine bewegte, tiefschürfende Vergangenheit haben, die beide immer noch beschäftigt, Leo auf jeden Fall, und sie sich deshalb so benehmen.« Charly wirkte seelenruhig bei ihren Worten und tippte scheinbar unbeeindruckt auf ihrer Tastatur herum. Dan starrte sie einen kurzen Augenblick verwundert an. So kannte er Charly nicht.
»Ich weiß gar nicht, warum ich mit euch über mein Liebesleben rede! Ich kenn euch noch nicht lang und eigentlich … ach, vergesst es!« Jen drehte den Kopf weg und schien zu schmollen.
»Ich will dir ihn ja auch gar nicht ausreden! Ich mein doch nur, dass du vorsichtig sein solltest …« Dan öffnete den Mund, um sich zu rechtfertigen, als ihn Nina unterbrach.
»Oh mein Gott! Wie süß sind denn die Kerle hier in Tübingen! Also, in Stockach sind die definitiv nicht mal ansatzweise so heiß wie hier! Wow! Jen! Ehrlich, Ben ist echt ein Sahneschnittchen! Und du, Dan, bist auch richtig süß! Und Nick … wow … Nick …«
Charly, Dan, Jen und Nick starrten sie mit offenem Mund an. Dan räusperte sich und war bemüht sich nichts von seiner Eifersucht anmerken zu lassen.
»Also unser kleiner Pater hier möchte uns ja mit aller Macht vor dem bösen, bösen Ben warnen. Nina, an deiner Stelle würde ich die Beine in die Hand nehme und laufen, bevor du auch noch so eine Moralpredigt erhältst.« Jen warf Dan einen süffisanten Blick zu und lächelte gehässig.
Dan unterdrückte den Impuls ihr eine reinzuhauen. Er erinnerte sich daran, dass sein Vater ihm stets eingebläut hatte, dass man Frauen nicht schlagen würde. Bei Jen würde er allerdings momentan eine Ausnahme machen.
»Ich mein es doch nur gut mit euch! Der Kerl ist nicht koscher! Dem würd ich nicht mal meinen Teddy anvertrauen!«
»Gott, wie süß! Du hast noch einen Teddy?« Jen brach in lautes Lachen aus. Sie schien vergessen zu haben, dass sie sich im Hörsaal befand.
Augenblicklich wandten sich alle nach ihr um, was sie verstummen ließ.

Charly unterdrückte ein Seufzen. Wie im Kindergarten!
Sie hatte beschlossen, Ben zu googlen. Es gab sicher einen Grund, warum sowohl Leo wie Dan auf diesen Typen so allergisch reagierten. Auch wenn sie die Leute noch nicht lang kannte, waren sie ihr innerhalb kürzester Zeit ans Herz gewachsen und es fuchste sie, dass es da anscheinend jemand gab, der eine Bedrohung darstellte.
Mit halbem Ohr hörte sie zu, wie sich Dan und Jen kabbelten. Sie verstand einerseits Jennifers Sicht und deren Unmut, aber sie konnte auf der anderen Seite auch Daniels Beschützerinstinkt nachvollziehen.
Er macht sich nun mal wirklich Sorgen um uns. Wie jeder normale, nette Kerl.
Charly wunderte es allerdings nicht, dass diese Fürsorge nicht so ankam, wie sie sollte. Dan besaß, ihrer Meinung nach, einfach nicht genug Feingefühl, weswegen er übertrieben besorgt wirkte. Verstohlen sah sie sich nach Leo um. Mhm, kommt sie heute nicht? Sie erinnerte sich, dass Leo gestern irgendwie panisch gewirkt hatte, als sie Ben erblickte. Vielleicht hatte sie daher beschlossen, heute der Universität fern zu bleiben, um Ben nicht zu begegnen. Möglich war ja alles. Frustriert bemerkte sie, dass ihre Suche ins Leere führte. Mir fehlen einfach die nötigen Informationen. Ich kann ihn nicht suchen, wenn ich nur seinen Vornamen kenne. Verdammt! Charly zwirbelte eine feuerrote Haarsträhne und nagte an ihrer Unterlippe. Sie würde in Zukunft genauer zuhören, wenn Jen und Dan sich wegen Ben stritten. Vielleicht käme sie diesem Typen so auf die Spur. Aufgeben kam für sie auf keinen Fall infrage.

***

Ben fläzte sich auf einen Korbsessel, hielt das Wasserglas lässig in seiner Hand und betrachtete seine Umgebung. Das kleine Café war gut besucht, aber nicht zu gut, als das er sie nicht gesehen hätte. Mit einem Nicken gab er ihr zu verstehen, dass er sie erkannt hatte. Eine junge Frau mit einer großen, dunklen Sonnenbrille kam auf ihn zu. Der leichte Schweißfilm auf ihrer Stirn verriet ihm, dass ihr unter der Wollmütze, mit der sie ihr Haar versteckte, warm sein musste.
»Du hast dir ziemlich viel Mühe gegeben, unerkannt zu bleiben« Seine Stimme klirrte wie das Eis in seinem Glas. Sein Gegenüber lächelte schmallippig.
»Du hast mir deutlich zu verstehen gegeben, wie wichtig es wäre, dass mich niemand genau sehen könnte. Damit ich als die große Unbekannte an deine kleinen Freunde heran treten könnte. Bist du dir wirklich sicher, dass Leonora nichts verraten hat? Du weißt, sie mochte mich nie und dich am Ende auch nicht mehr, Bruderherz.«
»Ach, Julia, ich würde mir keine Gedanken wegen Leonora machen. Sie ist keine Gefahr. Sie hat sich ziemlich verändert und scheint große Angst vor mir zu haben. Dein Ziel ist ausschließlich Nico. Ich möchte ihn aus dem Weg haben. Er ist der einzige, den ich nicht beeinflussen kann. Die Weiber — mit denen komme ich klar. Der zweite Kerl von Leos neuen Freunden ist ebenfalls kein Problem. Er traut mir nicht, hat aber auch nicht die Eier sich mir in den Weg zu stellen. Du siehst, es liegt in deiner Hand, ob ich meine Rache bekomme oder nicht.« Er warf der jungen Frau einen strengen Blick zu. »Begeh aber um Himmels willen nicht wieder denselben Fehler wie in Hamburg und verlieb dich in deine Zielperson! Ich will nicht, dass deine Hormone mir erneut einen Plan durchkreuzen.«
»Hast du eigentlich jemals daran gedacht, dich mit ihr auszusprechen oder sie auf normale Weise für dich zu gewinnen?« Julia sah ihren Bruder spöttisch an.
Ben verdrehte die Augen und schwieg. Als die Kellnerin kam, bestellte Julia mit zufriedenem Gesichtsausdruck eine Cola und wartete darauf, dass ihr Bruder sie weiter in seinen Plan einweihte.

Mittwoch, 18. Juli 2012

Thriller-Experiment

So, seit Tagen spukt mir eine Thriller-Idee im Kopf herum und die Storyline steht(mehr oder weniger ;) )
Hier mal eine Kurzbeschreibung:
Als Sophie zu Mira in die WG zieht, ahnt sie nicht, dass sich ihr Leben stärker verändern wird, als sie geglaubt hat. Nicht nur, dass sie eine gute Freundin findet, nein, es verschwinden auch jene, die sie verärgern - und das auf brutale und grausame Weise.
Doch da es in einer Großstadt immer zu Gewalttaten kommt, denkt sich Sophie nichts dabei, auch wenn sie geschockt ist. Dann tritt Mike in das Leben der Freundinnen und mit ihm zerbricht Sophies heile Welt...
Ich verrat mal so viel: Das Ende wird ziemlich überraschend

Dienstag, 17. Juli 2012

Daniel Zepf

Daniel Zepf
Spitzname: Dan
Geburtsort: Rottweil
Geburtsdatum: 7.10.1990
Wohnort: Rottweil
studiert: Germanistik und ev. Theologie auf Lehramt
Familie: Eltern noch zusammen, Einzelkind
Hobbys: Fußball

Daniel ist behütet aufgewachsen. Richtig behütet. Als Augapfel seiner Mutter, als ihr kleiner Prinz, mangelte es ihm an nichts. Angetrieben durch den Vater entwickelte er früh eine Leidenschaft für Fußball und lernte zudem, wie man sich als Mann des Hauses zu verhalten hat (man beschützt das schwache geschlecht und zeigt keine Gefühle). Als Fußballspieler der örtlichen mannschaft mangelte es ihm nicht an Bewunderinnen, doch die Worte seiner Mutter - "Nur mir kannst du vertrauen! ich bin die einzige, die dich jemals aufrichtig lieben wird"- schreckten ihn bisher immer ab, sich auf eine Beziehung einzulassen.
Doch in Tübingen erwischt es ihn zum ersten Mal richtig. Armors Pfeil hat ihn mitten ins Herz getroffen. Doch wird er sich jetzt für eine Beziehung öffnen?

Samstag, 14. Juli 2012

Die Gewinner stehen fest!

Die Gewinn stehen fest, meine (verschnupfte) Losfee hat gezogen =)

gewonnen haben ...

... Susan Douh
... Susanne Sommer
... Fabian Bihler
... Charlotte Nicolaus

Herzlichen Glückwunsch =)

Freitag, 13. Juli 2012

Ausblick auf Café Diary

Sechs Teile werden dieses Jahr veröffentlicht. Teil 1 ist ja schon erhältlich…daher möchte ich euch einen kleinen Ausblick gönnen, was euch noch erwartet…

in Teil 2- Getwerc- verdichtet sich das Netz aus Intrigen, das Ben gesponnen hat und wir lernen seine Schwester kennen, die in seinen teuflichen Plänen eine bedeutende Rolle spielen wird…
…in Teil 3 – der Vogel greift an- gibt es einen überraschenden, wenn auch urkomischen Angriff eines Vogels in der Uni. Gleichzeitig scheint die Freundschaft von Jen und Leo endgültig zu zerbrechen. Und Charly wird bedroht- doch von wem?
In Teil 4 – Akzente aufs G- verschwindet Charly auf einmal, was zunächst unentdeckt bleibt, da sich alle auf den Streit zwischen Leo und Jen konzentrieren, während Jen aber gleichzeitig noch mit Tim streitet…
…in Teil 5- Rettet dem Deutsch- haben die Freunde Charlys Verschwinden entdeckt, vermuten dahinter aber nur eine Art Unipause und denken sich nichts dabei. Charly schwebt währendessen in großer Gefahr. Ihre Freunde allerdings konzentrieren sich auf eine Idee, die die deutsche Sprache retten könnte…
…und in Teil 6- ohne Kaffee, ohne mich!- merken die Freunde endlich, dass Charly in großer Gefahr schwebt und setzen alles daran sie zu befreien. Nick nähert sich in dieser Zeit einer jungen Frau und Jen und Leo vertragen sich wieder…
___
Ende des Jahres gibt’s einen kleinen Ausblick auf die letzten Wochen ;) ihr dürft gespannt sein =)

Montag, 9. Juli 2012

Nicolai Patros

Nicolai Patros
Spitzname: Nick
Geburtsort: Nikos
Geburtsdatum: 09.09.1990
Wohnort: Tübingen
studiert: Germanistik und Anglistik auf Lehramt

Familie: Eltern noch zusammen, Einzelkind

Hobbys: Musik, vor allem seine Band


Markenzeichen: immer eine Sonnenbrille dabei, "kunstvoll" verwuschelte Haare

Nicks Eltern haben mit ihrem einzigen Kind ehrgeizige Pläne. Nachdem sie von Zypern weggezogen sind und in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben, stellte Nicolais Mutter fest, dass ihr Sohn der Liebling aller Fotografen war. So beschloss sie ihn zum perfekten Model zu formen und verschaffte ihm schon als kleines Kind unzählige Modeljobs. Sein Vater hingegen sieht in Nick den kommenden Superstar und stellt hohe Ansprüche an die musikalische Zukunft seines Sohnes.
Da ihm der Erfolg sowohl als Model wie auch als Musiker nur so zufliegt, fällt es ihm leicht, sich den Wünschen seiner Eltern zu fügen, auch wenn er nie ihren Ansprüchen genügen kann, egal, wie sehr er sich anstrengt.
Wird er daran zerbrechen, nie den Vorstellungen seiner Eltern zu genügen oder wird er seinen eigenen Weg finden und diesen auch gehen?

Sonntag, 8. Juli 2012

Update zum Gewinnspiel

Das Gewinnspiel läuft noch wenige Tage und mittlerweile sind auch endlich die Bücher eingetroffen =)
hier mal ein kleines Bild, was es zu gewinnen gibt =)


Samstag, 7. Juli 2012

Wow!

Ich bin grad völlig aus dem Häuschen! ich hab viel erwartet, aber nicht das!

Freitag, 6. Juli 2012

Leseprobe: Café Diary 02 - Getwerc!


Tag 8

Dan sah sich um. Im grellen Neonlicht des Zugabteils tränten seine Augen, während sein Blick über die Sitze glitt. Leo muss hier doch irgendwo sitzen? Immerhin ist sie ja wie angestochen an mir vorbei gerannt!
Aus den Augenwinkeln sah er blaue Haare und der Duft von Kaffee stieg ihm in die Nase.
»Morgen, Leo!«
Verschlafen — und eindeutig genervt — sah sie zu ihm hoch.
»Morgen, Dan«, murmelte sie.
»Du bist ja morgens ein wahrer Sonnenschein. Das hätte ich nie gedacht.« Dan grinste.
»Boah, nerv mich nicht! Ich hab erst einen Kaffee getrunken!«
Ohoh. Das bedeutet Alarmstufe rot. Er ließ sich neben sie auf den freien Platz fallen und gähnte.
»Es ist viel zu früh! Bah!«
Dan nickte zustimmend.
»Morgen!« Beide sahen auf.
Leo verdrehte die Augen, hob kurz die Hand zum Gruß und verschränkte die Arme vor der Brust. Dan lächelte und murmelte ein Hallo.
»Leo, richtig? Und du bist Dan, stimmt’s?« Ein stattlicher, junger Mann mit dunkelblondem Haare stand vor ihnen.
»Hey, sorry, ich hab deinen Namen vergessen, du bist … ?« Leo gähnte.
»Oliver« Er plumpste auf den Sitz Leo gegenüber. Diese ließ ihren Blick abschätzend über ihn wandern und zog eine Augenbraue hoch.
»Habt ihr am Wochenende gezockt?«, Oliver rutschte auf seinem Platz herum.
»Ich zocke nicht.«
»Leo?«
»Ja.« Sie sah ihn an.
Oliver wird sich an ihr die Zähne ausbeißen!
»WoW?«
»Nope.« Leo verzog gelangweilt das Gesicht.
»Du bist heut nicht sonderlich gesprächig, oder?«
Lass es gut sein! Erneut hob sie den Kopf. Ihre Augen sprühten Funken. Wenigstens hoffte sie das.
»Es ist sechs Uhr. An einem Montag. Willst du mich verarschen?«, fuhr sie ihn an.
Oliver zuckte zusammen.
»Scheiße, bist du ein Morgenmuffel?«
»Nein, ich bin einfach nur allergisch auf Idioten am frühen Morgen!«
»Was Leo auf ihre etwas … eigene … Art sagen möchte … «, Dan legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm, » … ist die Tatsache, dass sie einfach noch nicht genug Koffein intus hat, um halbwegs menschenfreundlich zu wirken. Du darfst ihr das nicht übel nehmen.«
»Hör auf mich in Schutz zu nehmen!«, fuhr Leo ihn an.
»Siehst du?«
Oliver nickte.
»Ich nehm sie dann einfach nicht ernst, wenn sie so drauf ist.«
Das würde ich dir nicht unbedingt raten!
Dan spürte, wie sich Leo anspannte. Vorsichtig warf er ihr einen Blick zu.
»Ihr seid echt lustig, ihr zwei«, Oliver klatschte in die Hände und lachte.
Dan legte den Kopf in die Hände und stöhnte.
Kann er nicht einfach still sein?
Nachdem sie sich aufrecht hingesetzt hatte und mit den Fingern durch ihr Haar gefahren war, lächelte sie bösartig.
»Lustig? Du nennst uns lustig?«

***

»Leo?«, Dans Stimme hallte durch die Bahnhofshalle, die um diese Zeit beruhigend still und leer war.
»Was?«
»Lass uns dir noch einen Kaffee holen und dann sollte deine Laune erträglich sein.«
»Dan, was willst du? Ich bin mir sicher, du bist nicht nur wegen meiner Laune so »besorgt« um mich.« Sie warf ihm einen giftigen Blick zu.
»Naja, ich dachte, wenn du mit Kaffee versorgt bist, kann ich dich was Persönliches fragen.«
Leo blieb stehen, drehte sich abrupt um und legte die Hände auf die Hüften.
»Du willst mir ernsthaft eine Waffe in die Hand geben, wenn du mich etwas Persönliches fragst? Bist du noch ganz bei Trost?«
Dan zuckte mit den Schultern und lächelte entschuldigend.
»Na, gut, was willst du wissen? Raus mit der Sprache!«
»Also, ich hab dich gestern besuchen wollen … aber naja … da war schon jemand und der kam mir irgendwie bekannt vor. Und da der so ausgiebig um dein kleines Häuschen rumgestrichen ist, hab ich ihn beobachtet. Weißt du, wen ich mein?«
Leo holte tief Luft.
»Du willst mich ernsthaft nach diesem Psychopathen fragen, der gestern vor meinem Haus rumgelungert ist, nachdem wir eben einen WoW-Psycho-Suchti zwei Stunden lang ertragen mussten? Bist du wahnsinnig?«
»Hey, ganz ruhig. Ich hab mir nur Sorgen gemacht. Ich mein, ich hatte das Gefühl, mit dem Kerl stimmt was nicht. Und dass du dich nicht hast blicken lassen, obwohl du daheim warst. Bevor du fragst, Jen hat’s mir erzählt. Da dacht ich mir, ich beobachte ihn. Wer ist er? Kennst du ihn?«
»Ja.«
»Und?«
»Mir reicht ein Psycho pro Tag! Ich will nicht über Ben sprechen!« Sie riss die Augen auf, als ihr klar wurde, dass sie Dan soeben mehr verraten hatte, als sie wollte. Sogleich stapfte sie  wütend zum Bahnhofsbäcker und bestellte sich einen Kaffee. Dan folgte ihr.
»Hey, tut mir echt leid. Ich wusste nicht, dass dich dieser Kerl so aufregt.«
»Es ist nicht nur dieser Kerl, der mich aufregt! Manchmal hab ich das Gefühl, von Idioten umgeben zu sein!«
»Woah, danke!«
Leo stieß ihn an.
»Man, so war das nicht gemeint! Aber es ist verdammt früh. Noch dazu Montagmorgen. Und wir haben gerade einen zweistündigen, ziemlich stümperhaften Vortrag über WoW angehört – glaubst du ernsthaft, ich kann jetzt noch halbwegs freundlich sein? Entweder versetzt mir der Kaffee jetzt dermaßen einen Trip, dass ich wie bekifft rüber komm oder man spricht mich heut einfach nicht mehr an!«, sie umklammerte den Kaffeebecher und starrte ins Leere.
»Ich versprech dir, ich werd dich nicht mehr nach … Ben? … fragen. Aber du kannst mir nicht verbieten, besorgt zu sein!«
»Ja, ja. Passt scho!«, Leo packte ihn am Arm und zog ihn mit sich.
»Leeeeeoooo! Daaaahaaaaan!«
Die beiden drehten sich um.
»Hey Jen.«
Eine blonde, junge Frau hüpfte die letzten Stufen zu ihnen hinunter und stand breit grinsend vor ihnen.
»Warum zum Teufel bist du so verdammt gut gelaunt?«, Leo starrte ihre Freundin verblüfft an.
»Dihihi!«
Dan und Leo sahen sich fragend an.
Was zur Hölle…?, schoss es Leo durch den Kopf.
»Uuuh, ich freu mich richtig auf Literatur!«
»Jen, what the fuck is going on with you?«, Leo fiel der Kaffeebecher aus der Hand.
Dan kicherte. Jen wedelte mit den Armen und deutete auf den Bus.
»Los! Los! Los! Sonst kommen wir zu spät!«
»Könnt ihr zwei bitte aufhören so verfickt gute Laune um DIESE Uhrzeit zu haben?«, giftete Leo, während sie Jen und Dan hinterher stolperte.

***

Nina warf sich auf den Platz neben Dan und strahlte ihn an. Der Seminarraum füllte sich allmählich, immer mehr Studenten trudelten ein.
»Guten Morgen! Na, gut geschlafen? Fit?«
Dan sah sie ausdruckslos an.
»Menschenskind, Dan, sei kein Stoffel und antworte der jungen Dame. Du studierst Theologie. Du wirst so schnell keine Frau mehr derart nah an dir dran haben!« Jen schürzte die Lippen und hauchte ihm einen Luftkuss zu.
Leo kicherte bei diesen Worten. Jen grinste und zwinkerte ihr zu.
»Ja, passt schon. Und du?«, Dan brachte ein Lächeln zustande.
Nina strich sich nervös eine Haarsträhne aus dem Gesicht, während zarte Röte ihre Wangen färbte.

Leo starrte gedankenverloren in ihren Kaffeebecher. Es sollte mich nicht mehr so mitnehmen, wenn man mich auf Ben anspricht, aber jedes Mal…ich pack das nicht! Als ob ich ewig für diesen einen verdammten Fehler büßen muss!
Jen warf ihr zornige Blicke zu und sagte schließlich:
»Du bist gestern einfach nicht mehr online gekommen! Ich hab ewig auf dich gewartet! Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?«
Leo schwieg. Wow! Wie schnell ihre Laune wechseln kann.
»Dann red halt nicht mit mir! Blöde Kuh!«, Jen verschränkte die Arme und starrte beleidigt in die andere Richtung. Leo ignorierte sie.

Nina spielte mit einer Strähne ihres Haares und lächelte Dan an. Seine Augen leuchteten auf, sobald er in ihre Richtung sah, und er fuhr sich verlegen durch die Haare.
»Was studierst du eigentlich?«, Nina errötete.
»Germanistik und Theologie auf Lehramt.«
»Ich studier auch auf Lehramt!«, kiekste sie. Dan grinste. Ist sie etwa wegen mir so nervös?
Nina strahlte ihn an.
»Ich mag dich«, flüsterte sie.
»HEY GUYS!«
Dan und Nina zuckten zusammen.
»Hallo Nick«, Dan verzog das Gesicht. Nina hob den Kopf und strahlte ihn an.
»Weißt du, mir ist nie aufgefallen, wie gut du aussiehst. Aber das musst du ja auch als Rockstar.«
Nick wackelte vielsagend mit den Augenbrauen und setzte sich neben Nina. Er neigte sich zu ihr und sah ihr tief in die Augen.
»Süße, ich würde gern mit Dan ein Männergespräch führen. Unsere Professorin ist gerade reingekommen, du hast als noch einen Augenblick Zeit dich umzusetzen. Aber keine Angst …«, er strich ihr über die Wange, »Ich mach es wieder gut.«
Dan biss sich auf die Lippe, als er Ninas Reaktion beobachtete. Diese sah Nick nahezu träumerisch an, als sie sich graziös erhob und neben Charly setzte.

Die knirschte mit den Zähnen. Nicht nur, dass sie beobachten musste, wie IHR Nick eine andere berührte, nein, jetzt saß diese Trulla auch noch neben ihr. Wenn die mir gleich irgendwelche Loblieder auf Nick vorsingt, dreh ich ihr den Hals um!
Aus den Augenwinkeln warf sie Nina einen Blick zu. Nichts. Warum starrt die denn jetzt so apathisch auf die Tischplatte?
Besorgt musterte sie Nina, die blicklos auf den Tisch starrte. Ihr Ding! Mir egal!
Charly richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Dan und Nick. Wenn ich es ihm doch nur sagen könnte!

»Alter! Ich bin hier!«, Nick schnipste mit den Fingern vor Dans Gesicht.
»Mhm?«
»Hörst du mir eigentlich zu?«
»Scheint wohl nicht so zu sein, wenn du dich beschwerst.«
»Dan, altes Haus, was geht bei dir und dieser Kleinen ab? Die is‘ echt süß!«
»Nichts.«
»Na, dann macht’s dir sicher nichts aus, wenn ich mal schau, was da geht«, Nick wackelte vielsagend mit den Augenbrauen. Dan verzog das Gesicht.
»Warum hältst du dich nicht an Charly? Die passt wesentlich besser zu dir.«
»Die kleine Rote? Nee, viel zu dominant.«
Dan schnaubte verächtlich.
»Charly ist handzahm, wenn man sie mit Leo oder Jen vergleicht. Obwohl ich mir bei Jen nicht sicher bin, ob das nicht nur Show ist. Leo allerdings…die ist ein richtiges Miststück.«
Nick sah nachdenklich zu Leo hinüber, die immer noch regungslos in ihren Kaffeebecher starrte.
»Schwarzhaarige sind nicht so mein Ding, sonst würd ich ja gern wissen, ob sie wirklich so ‘ne Schreckschraube is‘, wie du immer behauptest.«
»Du hast schon gemerkt, dass Nina auch schwarzhaarig ist?«
»Na und?«
Nick ignorierte den verständnislosen Blick seines besten Freundes und grinste ihn anzüglich an.

***

Dan berührte Charly vorsichtig am Arm, während sie zu ihrer Lateinstunde gingen.
»Charly, was ist los?«
»Nichts.«
Dan zog die Augenbraue hoch und stupste sie an.
»Komm schon! Sag dem Onkel Dan was los ist!«, lockte er sie und grinste sie an.
»Ehrlich, Daniel? Glaubst du, so kriegst du mich dazu, über meine Probleme zu reden? Darüber, dass der Kerl, den ich süß find, lieber anderen Weibern hinterher gafft und mich ignoriert? Darüber, dass ich Jen und Leo mag, aber gleichzeitig Angst vor ihnen hab? Ganz sicher nicht!«
»Ähm…«
»Halt die Klappe! Halt einfach die Klappe!«, schrie Charly ihn an.
Dan hustete leise, um sein Grinsen zu kaschieren und hielt wohlweislich den Mund.
Nachdem sie weiterhin beharrlich schwieg, nahm er allen Mut zusammen und sagte:
»Charly, ich wollte dir nicht zu nahe treten, aber ich mach mir Sorgen. Klar, wir kennen uns noch nicht lang, aber die ganze Woche über warst du nicht ansatzweise so bedrückt wie jetzt. Also, was ist los?«
»Daniel, du nervst!«
»Dan. Bitte«, verbesserte er sie.
Charly wandte sich ihm genervt zu und bedachte ihm mit einem langen, durchdringenden Blick. Sie seufzte.
»Also, wenn du so darauf bestehst…ich mag Nick. Ich mag ihn wirklich. Du weißt ja, er spielt in einer Band und modelt nebenher…«
»Er modelt?«
»Ja. Er ist auf dem besten Weg ein Superstar zu werden. Und ich glaub, Leo und er kennen sich. Sie ist doch Fotografin gewesen, soweit ich mitbekommen hab.«
»Woher? Woher weißt du das?«
»Ich hab sie gegooglt.«
Dan riss die Augen auf.
»Okay…und…hast du das mit uns allen gemacht?«
»Ja. Natürlich!«, Charly lächelte verwirrt.
Als ob es das natürlichste der Welt sei!, dachte Dan.
»Naja, auf jeden Fall hab ich heraus gefunden, dass Leo mal als Fotografin gearbeitet und für den gleichen Katalog gearbeitet hat, für den Nick gemodelt hat«, fuhr sie fort.
»Und du glaubst, dass Leo und Nick…?«
»Ja«, sie schniefte.
»Oh, ich glaub, da brauchst du dir keine Gedanken machen. Nick mag schwarzhaarige Mädels nicht und Leo ist nicht nur schwarzhaarig, sondern für Nick auch viel zu dominant. Und zu böse.«
»Böse?«
»Ja. Leo ist ein bösartiges Miststück. Ist dir das noch nicht aufgefallen?«
»Nein. Ich mag sie. Ich mag auch Jen, von der du ja auch behauptest, dass sie gemein sei. Warum eigentlich?«
»Weil sie es sind!«
»Herr Zepf! Frau Kaufmann! Wenn Sie nicht bereit sind Ihre private Unterhaltung zu beenden, dann möchten Sie vielleicht das Zimmer verlassen und vor der Tür weiter reden?«, hallte die laute und ungehaltene Stimme ihrer Professorin durch den Raum.

***

»Kaffee?«, Leo schwenkte einen Becher dampfenden Kaffees vor dem Gesicht ihrer Freundin, während sie vor der Fakultät standen und sich um den Aschenbecher drängten.
»Lass mich in Ruhe!«, zischte Jen.
Leo grinste und schwenkte den Becher etwas heftiger, so dass der Inhalt beinahe über den Rand schwappte.
»Lass mich in Ruhe!«, Jen betonte jedes einzelne Wort.
»Komm schon! Warmer Kaffee. Schön schwarz. Lecker. Mjamm.«
»LASS MICH IN RUHE!«
»Bist du immer noch sauer, weil ich gestern Abend nicht mehr online gekommen bin? Mensch, es tut mir doch leid!«, Leo lächelte entschuldigend, doch Jen drehte sich wortlos um und ließ sie stehen.
Na gut, dann nicht! Leo seufzte und sah ihr frustriert nach. Wie soll ich ihr denn erklären, was wirklich los war? Ich kann nicht darüber reden. Ich will nicht darüber reden. Ich darf Ben nicht wieder so viel Macht über mein Leben geben! Noch einmal verkrafte ich das nicht!
Leo schüttelte den Kopf. Verdammt! Ich muss aufhören über ihn nachzudenken!

***

»Dumme Kuh! Glaubt sie wirklich, ein blöder Kaffee reicht als Entschuldigung?«, knurrte Jen und lief direkt in jemanden hinein. Sie wollte eigentlich im Garten des Botanik- Instituts an einem der großen Springbrunnen chillen, aber offensichtlich würde sie dort nie ankommen, wenn ihr ständig jemand im Weg stand.
»Boah, Alter! Kannst du nicht aufpassen?!«, fauchte sie.
»Tut mir leid. Ich hoffe, du hast dir nicht weh getan?«, eine Stimme, weich wie Samt, schien sie zu streicheln und sie lächelte.
»Nein, nichts passiert. Ich mein, ich steh ja noch«, Jen kicherte nervös. Was zum Teufel ist los mit mir? Seit wann kicher ich wie eine dieser hirnlosen Tussis?
»Dann ist ja gut. Ich hätte es mir nie verziehen, wenn du dich verletzt hättest. Darf ich dich auf einen Kaffee einladen? Als Entschädigung?«
Dabei bin ich doch in ihn reingelaufen! Jen nickte.
»Du magst doch Kaffee, oder? Ich bin übrigens Ben.«
»Jen.«
»Schön dich kennen zu lernen, Jen«, Ben strahlte sie an. Jen wurde warm ums Herz.
Während sie nebeneinander gingen, stahl sich ein seltsam gemeines Lächeln auf Bens Gesicht.
Klappt ja wunderbar, schoss es ihm durch den Kopf.

Tag 9

Jen musterte Leo, die gerade die Stufen zur Fakultät hinauf stieg und dabei ein unförmiges, in Alufolie gewickeltes Etwas balancierte.
»Was hat sie denn da?«, Charly sah in die gleiche Richtung wie Jen.
»Keine Ahnung!«
Leo kam zu ihnen, die Zungenspitze zwischen den Lippen und wirkte hochkonzentriert.
»Guten Morgen, Leo. Was hast du denn da?«, Charly beugte sich neugierig vor.
»Morgen. Also das hier …«, Leo drückte das Etwas Jen in die Hände, »Ist für Jen. Als Entschuldigung. Und wenn du mir jetzt sagst, dass das nicht genug ist, dann werf ich dich in eine Badewanne voller Kaffee!«
Jen starrte auf die Alufolie.
»Und was ist da drunter?«, fragte Charly.
»Tja, das kann dir nur Jen verraten.« Leo klopfte sich eine Gauloises aus der Packung und zündete sie an. Genüsslich nahm sie einen Zug und beobachtete Jen, die immer noch auf die Alufolie starrte.
»Mach auf! Mach auf! Mach auf!« Charly hüpfte und klatschte begeistert in die Hände.
Leo grinste und sah auffordernd zu Jen, die seufzte und die Alufolie beiseite zog.
»Muffins?«
»Aye. Mokka-Muffins mit Jacky-Glasur.«
»Uuuh! Darf ich einen probieren?«
»Nein! Die gehören mir!« Jen funkelte Charly verärgert an.
Leo kicherte.
»Jen, du bist voll gemein! Dan hatte Recht!«
»Nimmst du meine Entschuldigung jetzt an?« Leo musterte Jen aufmerksam, während Charly die Backen aufblies und trotzig die Arme verschränkte.
»Klar. Aber nur wenn die Muffins so gut schmecken, wie sie riechen!«
»Ich will auch einen probieren!«
»Nein?!«
»Ich geh mal Kaffee holen.«, zog sich Leo unauffällig zurück und ließ die beiden wild diskutierend zurück.