Tag
8
Dan sah sich um. Im grellen Neonlicht des Zugabteils tränten
seine Augen, während sein Blick über die Sitze glitt. Leo
muss hier doch irgendwo sitzen? Immerhin ist sie ja wie angestochen an mir
vorbei gerannt!
Aus den Augenwinkeln sah er blaue Haare und der Duft von
Kaffee stieg ihm in die Nase.
»Morgen, Leo!«
Verschlafen — und eindeutig genervt — sah sie zu ihm hoch.
»Morgen, Dan«, murmelte sie.
»Du bist ja morgens ein wahrer Sonnenschein. Das hätte ich
nie gedacht.« Dan grinste.
»Boah, nerv mich nicht! Ich hab erst einen Kaffee
getrunken!«
Ohoh. Das bedeutet
Alarmstufe rot.
Er ließ sich neben sie auf den freien Platz fallen und gähnte.
»Es ist viel zu früh! Bah!«
Dan nickte zustimmend.
»Morgen!« Beide sahen auf.
Leo verdrehte die Augen, hob kurz die Hand zum Gruß und
verschränkte die Arme vor der Brust. Dan lächelte und murmelte ein Hallo.
»Leo, richtig? Und du bist Dan, stimmt’s?« Ein stattlicher,
junger Mann mit dunkelblondem Haare stand vor ihnen.
»Hey, sorry, ich hab deinen Namen vergessen, du bist … ?«
Leo gähnte.
»Oliver« Er plumpste auf den Sitz Leo gegenüber. Diese ließ
ihren Blick abschätzend über ihn wandern und zog eine Augenbraue hoch.
»Habt ihr am Wochenende gezockt?«, Oliver rutschte auf
seinem Platz herum.
»Ich zocke nicht.«
»Leo?«
»Ja.« Sie sah ihn an.
Oliver wird sich
an ihr die Zähne ausbeißen!
»WoW?«
»Nope.« Leo verzog gelangweilt das Gesicht.
»Du bist heut nicht sonderlich gesprächig, oder?«
Lass es gut sein! Erneut hob sie den Kopf. Ihre
Augen sprühten Funken. Wenigstens hoffte sie das.
»Es ist sechs Uhr. An einem Montag. Willst du mich
verarschen?«, fuhr sie ihn an.
Oliver zuckte zusammen.
»Scheiße, bist du ein Morgenmuffel?«
»Nein, ich bin einfach nur allergisch auf Idioten am frühen
Morgen!«
»Was Leo auf ihre etwas … eigene … Art sagen möchte … «, Dan
legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm, » … ist die Tatsache, dass sie
einfach noch nicht genug Koffein intus hat, um halbwegs menschenfreundlich zu
wirken. Du darfst ihr das nicht übel nehmen.«
»Hör auf mich in Schutz zu nehmen!«, fuhr Leo ihn an.
»Siehst du?«
Oliver nickte.
»Ich nehm sie dann einfach nicht ernst, wenn sie so drauf
ist.«
Das würde ich dir
nicht unbedingt raten!
Dan spürte, wie sich Leo anspannte. Vorsichtig warf er ihr
einen Blick zu.
»Ihr seid echt lustig, ihr zwei«, Oliver klatschte in die
Hände und lachte.
Dan legte den Kopf in die Hände und stöhnte.
Kann er nicht
einfach still sein?
Nachdem sie sich aufrecht hingesetzt hatte und mit den
Fingern durch ihr Haar gefahren war, lächelte sie bösartig.
»Lustig? Du nennst uns lustig?«
***
»Leo?«, Dans Stimme hallte durch die Bahnhofshalle, die um
diese Zeit beruhigend still und leer war.
»Was?«
»Lass uns dir noch einen Kaffee holen und dann sollte deine
Laune erträglich sein.«
»Dan, was willst du? Ich bin mir sicher, du bist nicht nur
wegen meiner Laune so »besorgt« um mich.« Sie warf ihm einen giftigen Blick zu.
»Naja, ich dachte, wenn du mit Kaffee versorgt bist, kann
ich dich was Persönliches fragen.«
Leo blieb stehen, drehte sich abrupt um und legte die Hände
auf die Hüften.
»Du willst mir ernsthaft eine Waffe in die Hand geben, wenn
du mich etwas Persönliches fragst? Bist du noch ganz bei Trost?«
Dan zuckte mit den Schultern und lächelte entschuldigend.
»Na, gut, was willst du wissen? Raus mit der Sprache!«
»Also, ich hab dich gestern besuchen wollen … aber naja … da
war schon jemand und der kam mir irgendwie bekannt vor. Und da der so ausgiebig
um dein kleines Häuschen rumgestrichen ist, hab ich ihn beobachtet. Weißt du,
wen ich mein?«
Leo holte tief Luft.
»Du willst mich ernsthaft nach diesem Psychopathen fragen,
der gestern vor meinem Haus rumgelungert ist, nachdem wir eben einen
WoW-Psycho-Suchti zwei Stunden lang ertragen mussten? Bist du wahnsinnig?«
»Hey, ganz ruhig. Ich hab mir nur Sorgen gemacht. Ich mein,
ich hatte das Gefühl, mit dem Kerl stimmt was nicht. Und dass du dich nicht
hast blicken lassen, obwohl du daheim warst. Bevor du fragst, Jen hat’s mir
erzählt. Da dacht ich mir, ich beobachte ihn. Wer ist er? Kennst du ihn?«
»Ja.«
»Und?«
»Mir reicht ein Psycho pro Tag! Ich will nicht über Ben
sprechen!« Sie riss die Augen auf, als ihr klar wurde, dass sie Dan soeben mehr
verraten hatte, als sie wollte. Sogleich stapfte sie wütend
zum Bahnhofsbäcker und bestellte sich einen Kaffee. Dan folgte ihr.
»Hey, tut mir echt leid. Ich wusste nicht, dass dich dieser
Kerl so aufregt.«
»Es ist nicht nur dieser Kerl, der mich aufregt! Manchmal
hab ich das Gefühl, von Idioten umgeben zu sein!«
»Woah, danke!«
Leo stieß ihn an.
»Man, so war das nicht gemeint! Aber es ist verdammt früh.
Noch dazu Montagmorgen. Und wir haben gerade einen zweistündigen, ziemlich
stümperhaften Vortrag über WoW angehört – glaubst du ernsthaft, ich kann jetzt
noch halbwegs freundlich sein? Entweder versetzt mir der Kaffee jetzt dermaßen einen
Trip, dass ich wie bekifft rüber komm oder man spricht mich heut einfach nicht
mehr an!«, sie umklammerte den Kaffeebecher und starrte ins Leere.
»Ich versprech dir, ich werd dich nicht mehr nach … Ben? …
fragen. Aber du kannst mir nicht verbieten, besorgt zu sein!«
»Ja, ja. Passt scho!«, Leo packte ihn am Arm und zog ihn mit
sich.
»Leeeeeoooo! Daaaahaaaaan!«
Die beiden drehten sich um.
»Hey Jen.«
Eine blonde, junge Frau hüpfte die letzten Stufen zu ihnen
hinunter und stand breit grinsend vor ihnen.
»Warum zum Teufel bist du so verdammt gut gelaunt?«, Leo
starrte ihre Freundin verblüfft an.
»Dihihi!«
Dan und Leo sahen sich fragend an.
Was zur Hölle…?, schoss es Leo durch den Kopf.
»Uuuh, ich freu mich richtig auf Literatur!«
»Jen,
what the fuck is going on with you?«, Leo fiel der Kaffeebecher aus der Hand.
Dan kicherte. Jen wedelte mit den Armen und deutete auf den
Bus.
»Los! Los! Los! Sonst kommen wir zu spät!«
»Könnt ihr zwei bitte aufhören so verfickt gute Laune um
DIESE Uhrzeit zu haben?«, giftete Leo, während sie Jen und Dan hinterher
stolperte.
***
Nina warf sich auf den Platz neben Dan und strahlte ihn an.
Der Seminarraum füllte sich allmählich, immer mehr Studenten trudelten ein.
»Guten Morgen! Na, gut geschlafen? Fit?«
Dan sah sie ausdruckslos an.
»Menschenskind, Dan, sei kein Stoffel und antworte der
jungen Dame. Du studierst Theologie. Du wirst so schnell keine Frau mehr derart
nah an dir dran haben!« Jen schürzte die Lippen und hauchte ihm einen Luftkuss
zu.
Leo kicherte bei diesen Worten. Jen grinste und zwinkerte
ihr zu.
»Ja, passt schon. Und du?«, Dan brachte ein Lächeln
zustande.
Nina strich sich nervös eine Haarsträhne aus dem Gesicht,
während zarte Röte ihre Wangen färbte.
Leo starrte gedankenverloren in ihren Kaffeebecher. Es sollte mich nicht mehr so mitnehmen,
wenn man mich auf Ben anspricht, aber jedes Mal…ich pack das nicht! Als ob ich
ewig für diesen einen verdammten Fehler büßen muss!
Jen warf ihr zornige Blicke zu und sagte schließlich:
»Du bist gestern einfach nicht mehr online gekommen! Ich hab
ewig auf dich gewartet! Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?«
Leo schwieg. Wow! Wie
schnell ihre Laune wechseln kann.
»Dann red halt nicht mit mir! Blöde Kuh!«, Jen verschränkte
die Arme und starrte beleidigt in die andere Richtung. Leo ignorierte sie.
Nina spielte mit einer Strähne ihres Haares und lächelte Dan
an. Seine Augen leuchteten auf, sobald er in ihre Richtung sah, und er fuhr
sich verlegen durch die Haare.
»Was studierst du eigentlich?«, Nina errötete.
»Germanistik und Theologie auf Lehramt.«
»Ich studier auch auf Lehramt!«, kiekste sie. Dan grinste. Ist sie etwa wegen mir so nervös?
Nina strahlte ihn an.
»Ich mag dich«, flüsterte sie.
»HEY GUYS!«
Dan und Nina zuckten zusammen.
»Hallo Nick«, Dan verzog das Gesicht. Nina hob den Kopf und
strahlte ihn an.
»Weißt du, mir ist nie aufgefallen, wie gut du aussiehst.
Aber das musst du ja auch als Rockstar.«
Nick wackelte vielsagend mit den Augenbrauen und setzte sich
neben Nina. Er neigte sich zu ihr und sah ihr tief in die Augen.
»Süße, ich würde gern mit Dan ein Männergespräch führen.
Unsere Professorin ist gerade reingekommen, du hast als noch einen Augenblick
Zeit dich umzusetzen. Aber keine Angst …«, er strich ihr über die Wange, »Ich
mach es wieder gut.«
Dan biss sich auf die Lippe, als er Ninas Reaktion
beobachtete. Diese sah Nick nahezu träumerisch an, als sie sich graziös erhob
und neben Charly setzte.
Die knirschte mit den Zähnen. Nicht nur, dass sie beobachten
musste, wie IHR Nick eine andere berührte, nein, jetzt saß diese Trulla auch
noch neben ihr. Wenn die mir gleich irgendwelche
Loblieder auf Nick vorsingt, dreh ich ihr den Hals um!
Aus den Augenwinkeln warf sie Nina einen Blick zu. Nichts.
Warum
starrt die denn jetzt so apathisch auf die Tischplatte?
Besorgt musterte sie Nina, die blicklos auf den Tisch
starrte. Ihr Ding! Mir egal!
Charly richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Dan und Nick.
Wenn
ich es ihm doch nur sagen könnte!
»Alter! Ich bin hier!«, Nick schnipste mit den Fingern vor
Dans Gesicht.
»Mhm?«
»Hörst du mir eigentlich zu?«
»Scheint wohl nicht so zu sein, wenn du dich beschwerst.«
»Dan, altes Haus, was geht bei dir und dieser Kleinen ab?
Die is‘ echt süß!«
»Nichts.«
»Na, dann macht’s dir sicher nichts aus, wenn ich mal schau,
was da geht«, Nick wackelte vielsagend mit den Augenbrauen. Dan verzog das
Gesicht.
»Warum hältst du dich nicht an Charly? Die passt wesentlich
besser zu dir.«
»Die kleine Rote? Nee, viel zu dominant.«
Dan schnaubte verächtlich.
»Charly ist handzahm, wenn man sie mit Leo oder Jen
vergleicht. Obwohl ich mir bei Jen nicht sicher bin, ob das nicht nur Show ist.
Leo allerdings…die ist ein richtiges Miststück.«
Nick sah nachdenklich zu Leo hinüber, die immer noch
regungslos in ihren Kaffeebecher starrte.
»Schwarzhaarige sind nicht so mein Ding, sonst würd ich ja
gern wissen, ob sie wirklich so ‘ne Schreckschraube is‘, wie du immer
behauptest.«
»Du hast schon gemerkt, dass Nina auch schwarzhaarig ist?«
»Na und?«
Nick ignorierte den verständnislosen Blick seines besten
Freundes und grinste ihn anzüglich an.
***
Dan berührte Charly vorsichtig am Arm, während sie zu ihrer
Lateinstunde gingen.
»Charly, was ist los?«
»Nichts.«
Dan zog die Augenbraue hoch und stupste sie an.
»Komm schon! Sag dem Onkel Dan was los ist!«, lockte er sie
und grinste sie an.
»Ehrlich, Daniel? Glaubst du, so kriegst du mich dazu, über
meine Probleme zu reden? Darüber, dass der Kerl, den ich süß find, lieber
anderen Weibern hinterher gafft und mich ignoriert? Darüber, dass ich Jen und
Leo mag, aber gleichzeitig Angst vor ihnen hab? Ganz sicher nicht!«
»Ähm…«
»Halt die Klappe! Halt einfach die Klappe!«, schrie Charly
ihn an.
Dan hustete leise, um sein Grinsen zu kaschieren und hielt
wohlweislich den Mund.
Nachdem sie weiterhin beharrlich schwieg, nahm er allen Mut
zusammen und sagte:
»Charly, ich wollte dir nicht zu nahe treten, aber ich mach
mir Sorgen. Klar, wir kennen uns noch nicht lang, aber die ganze Woche über
warst du nicht ansatzweise so bedrückt wie jetzt. Also, was ist los?«
»Daniel, du nervst!«
»Dan. Bitte«, verbesserte er sie.
Charly wandte sich ihm genervt zu und bedachte ihm mit einem
langen, durchdringenden Blick. Sie seufzte.
»Also, wenn du so darauf bestehst…ich mag Nick. Ich mag ihn
wirklich. Du weißt ja, er spielt in einer Band und modelt nebenher…«
»Er modelt?«
»Ja. Er ist auf dem besten Weg ein Superstar zu werden. Und
ich glaub, Leo und er kennen sich. Sie ist doch Fotografin gewesen, soweit ich
mitbekommen hab.«
»Woher? Woher weißt du das?«
»Ich hab sie gegooglt.«
Dan riss die Augen auf.
»Okay…und…hast du das mit uns allen gemacht?«
»Ja. Natürlich!«, Charly lächelte verwirrt.
Als ob es das natürlichste der Welt sei!, dachte Dan.
»Naja, auf jeden Fall hab ich heraus gefunden, dass Leo mal
als Fotografin gearbeitet und für den gleichen Katalog gearbeitet hat, für den
Nick gemodelt hat«, fuhr sie fort.
»Und du glaubst, dass Leo und Nick…?«
»Ja«, sie schniefte.
»Oh, ich glaub, da brauchst du dir keine Gedanken machen.
Nick mag schwarzhaarige Mädels nicht und Leo ist nicht nur schwarzhaarig,
sondern für Nick auch viel zu dominant. Und zu böse.«
»Böse?«
»Ja. Leo ist ein bösartiges Miststück. Ist dir das noch
nicht aufgefallen?«
»Nein. Ich mag sie. Ich mag auch Jen, von der du ja auch
behauptest, dass sie gemein sei. Warum eigentlich?«
»Weil sie es sind!«
»Herr Zepf! Frau Kaufmann! Wenn Sie nicht bereit sind Ihre
private Unterhaltung zu beenden, dann möchten Sie vielleicht das Zimmer
verlassen und vor der Tür weiter reden?«, hallte die laute und ungehaltene
Stimme ihrer Professorin durch den Raum.
***
»Kaffee?«, Leo schwenkte einen Becher dampfenden Kaffees vor
dem Gesicht ihrer Freundin, während sie vor der Fakultät standen und sich um
den Aschenbecher drängten.
»Lass mich in Ruhe!«, zischte Jen.
Leo grinste und schwenkte den Becher etwas heftiger, so dass
der Inhalt beinahe über den Rand schwappte.
»Lass mich in Ruhe!«, Jen betonte jedes einzelne Wort.
»Komm schon! Warmer Kaffee. Schön schwarz. Lecker. Mjamm.«
»LASS MICH IN RUHE!«
»Bist du immer noch sauer, weil ich gestern Abend nicht mehr
online gekommen bin? Mensch, es tut mir doch leid!«, Leo lächelte
entschuldigend, doch Jen drehte sich wortlos um und ließ sie stehen.
Na gut, dann
nicht! Leo
seufzte und sah ihr frustriert nach. Wie
soll ich ihr denn erklären, was wirklich los war? Ich kann nicht darüber reden.
Ich will nicht darüber reden. Ich darf Ben nicht wieder so viel Macht über mein
Leben geben! Noch einmal verkrafte ich das nicht!
Leo schüttelte den Kopf. Verdammt!
Ich muss aufhören über ihn nachzudenken!
***
»Dumme Kuh! Glaubt sie wirklich, ein blöder Kaffee reicht
als Entschuldigung?«, knurrte Jen und lief direkt in jemanden hinein. Sie
wollte eigentlich im Garten des Botanik- Instituts an einem der großen
Springbrunnen chillen, aber offensichtlich würde sie dort nie ankommen, wenn
ihr ständig jemand im Weg stand.
»Boah, Alter! Kannst du nicht aufpassen?!«, fauchte sie.
»Tut mir leid. Ich hoffe, du hast dir nicht weh getan?«,
eine Stimme, weich wie Samt, schien sie zu streicheln und sie lächelte.
»Nein, nichts passiert. Ich mein, ich steh ja noch«, Jen
kicherte nervös. Was zum Teufel ist los
mit mir? Seit wann kicher ich wie eine dieser hirnlosen Tussis?
»Dann ist ja gut. Ich hätte es mir nie verziehen, wenn du
dich verletzt hättest. Darf ich dich auf einen Kaffee einladen? Als Entschädigung?«
Dabei bin ich doch
in ihn reingelaufen!
Jen nickte.
»Du magst doch Kaffee, oder? Ich bin übrigens Ben.«
»Jen.«
»Schön dich kennen zu lernen, Jen«, Ben strahlte sie an. Jen
wurde warm ums Herz.
Während sie nebeneinander gingen, stahl sich ein seltsam
gemeines Lächeln auf Bens Gesicht.
Klappt ja wunderbar, schoss es ihm durch den Kopf.
Tag
9
Jen musterte Leo, die gerade die Stufen zur Fakultät hinauf
stieg und dabei ein unförmiges, in Alufolie gewickeltes Etwas balancierte.
»Was hat sie denn da?«, Charly sah in die gleiche Richtung
wie Jen.
»Keine Ahnung!«
Leo kam zu ihnen, die Zungenspitze zwischen den Lippen und
wirkte hochkonzentriert.
»Guten Morgen, Leo. Was hast du denn da?«, Charly beugte
sich neugierig vor.
»Morgen. Also das hier …«, Leo drückte das Etwas Jen in die
Hände, »Ist für Jen. Als Entschuldigung. Und wenn du mir jetzt sagst, dass das
nicht genug ist, dann werf ich dich in eine Badewanne voller Kaffee!«
Jen starrte auf die Alufolie.
»Und was ist da drunter?«, fragte Charly.
»Tja, das kann dir nur Jen verraten.« Leo klopfte sich eine
Gauloises aus der Packung und zündete sie an. Genüsslich nahm sie einen Zug und
beobachtete Jen, die immer noch auf die Alufolie starrte.
»Mach auf! Mach auf! Mach auf!« Charly hüpfte und klatschte
begeistert in die Hände.
Leo grinste und sah auffordernd zu Jen, die seufzte und die
Alufolie beiseite zog.
»Muffins?«
»Aye. Mokka-Muffins mit Jacky-Glasur.«
»Uuuh! Darf ich einen probieren?«
»Nein! Die gehören mir!« Jen funkelte Charly verärgert an.
Leo kicherte.
»Jen, du bist voll gemein! Dan hatte Recht!«
»Nimmst du meine Entschuldigung jetzt an?« Leo musterte Jen
aufmerksam, während Charly die Backen aufblies und trotzig die Arme
verschränkte.
»Klar. Aber nur wenn die Muffins so gut schmecken, wie sie
riechen!«
»Ich will auch einen probieren!«
»Nein?!«
»Ich geh mal Kaffee holen.«, zog sich Leo unauffällig zurück
und ließ die beiden wild diskutierend zurück.
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