Samstag, 12. Oktober 2013

Luisa und die Anderwelt - Kapitel 2

Luisa schüttelte den Kopf. Sie wusste nicht, wo sie war. Oder wie sie hierher gekommen war - sie erinnerte sich lediglich an einen Strudel von Farben und Formen, nachdem sie den Feenstaub von ihrer Hand gepustet hatte. Sie wusste nur, dass die Welt, in der sie sich auf einmal befand, viel bunter und leuchtender war. Und fremder. Viel, viel fremder.
»Alles in Ordnung mit dir, Lotti?«, fragte sie in diesem Moment Elenell.
»Wie hast du mich genannt?« Luisa starrte die Elfe an.
»Lotti. So nennt dich doch deine Mama immer, nicht wahr?«
Luisa nickte. Elenell schien sie als doch nicht verwechselt zu haben. Sie kämpfte gegen ihre Angst und Aufregung an, rappelte sich auf und sah sich um. »Das ist dein Zuhause?«
»Nein. Wir befinden uns im Gebiet des Orakels der Einigkeit. Hier darf niemand angegriffen werden und es darf sich hier jeder aufhalten. Es ist zu gefährlich, ins Land der Feen zu reisen. Aber du wirst das ändern! Deshalb habe ich dir auch das Symbol des Orakels aufgemalt. Nur so konnten wir hierher reisen. Tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss. Ich verspreche dir, dass ich dir das Reich der Feen zeigen werde, wenn alles vorbei ist!«
Luisa nickte langsam. Sie wollte etwas sagen, Elenell fragen, wie es nun weiter gehen sollte, als ein glockenhelles Lachen erklang. Elenell zückte ihren Zauberstab und flog schützend um sie herum.
»Wer ist da?«, rief die kleine Fee.
»Ich dachte, du darfst niemanden angreifen?«, murmelte Luisa.
»Um dich zu schützen, breche ich auch die Gesetze!«
»Das wird nicht nötig sein, Elenell.« Mehrere Stimmen schienen gleichzeitig zu sprechen. Drei leuchtende Kugeln erschienen in der Luft, schwebten vor ihnen. Elenell ließ den Zauberstab sinken und lächelte Luisa an.
»Das sind die drei Feen der schlafenden Prinzessin Aurora.«
»Flora, Fauna und Sonnenschein?« Die Frage war heraus, bevor sie richtig drüber nachdenken konnte.
Wieder erklang ein helles Lachen. Doch dieses Mal klang es etwas verärgert.
»Nein. Das sind die Namen, die die Menschen uns gaben. Aber in Wirklichkeit heißen wir Anthea, Adina und Anfrida.« Und mit einem funkelnden Regen aus Blüten erschienen drei Feen.
»Feen können ihre Größe anpassen. Je älter und mächtiger sie sind, desto länger können sie diesen Zustand bewahren. Abgesehen von den irdischen Feen. Die sind immer groß«, erklärte die Fee, deren Flügel in einem warmen Gelb glitzerten, als sie den erstaunten Blick Luisas zu bemerken schien. Luisa betrachtete sie genauer. Helles, blondes Haar, goldene Augen und ganz in gelb gekleidet konnte sie nur die Fee sein, die sie als Sonnenschein kannte.
»Nein. Nicht Sonnenschein. Anfrida.« Die Fee lächelte. Es schien, als hätte sie ihren Gedanken gelesen.
Luisa lächelte zaghaft zurück.
»Elenell«, sprach die rosa gekleidete Fee mit den pinken Flügeln und den dunkelroten Haaren. »Du darfst nicht zögern! Ihr werdet bereits erwartet. Das Orakel hat euch eine Nachricht mitgegeben - sie befindet sich bei den anderen beiden. Beeilt euch! Unsere Welt hängt von euch ab!«
»Anthea, du übertreibst immer so fürchterlich!«, tadelte die blaue Fee und trat zu Luisa. Ihre hellblauen Augen ruhten auf ihr, während sich ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. »Du hast das Herz einer Fee, den Geist deiner Mutter und die Stärke einer Irdenen. Pass gut auf dich auf, kleine Prinzessin!«
»Adina! Was machst du da? Du darfst ihr nichts verraten!« Die Fee, die Anthea genannt wurde, schien erzürnt und klang wütend.
»Nun, es wird sicher nicht schaden, wenn sie wenigstens etwas weiß!«
Elenell kicherte und flüsterte Luisa zu: »Die Drei sind sich nie einig und streiten immer wieder. Aber sie sind die mächtigsten Feen, die ich kenne!«
»Vielen Dank, Elenell. Doch wir müssen nun zurück, bevor unser Verschwinden auffällt. Du weißt, was du zu tun hast, nicht wahr?« Anfrida wirkte ernst. Doch als sie sich Luisa zuwandte, lächelte sie. »Wir werden uns wiedersehen, kleine Prinzessin!«
Und so wie die drei Feen erschienen waren, verschwanden sie wieder.
»Also gut. Sie haben Recht. Wir müssen uns beeilen. Komm! Ich bringe dich zu den anderen.« Elenell flog etwas in eine Richtung, bevor sie sich zu Luisa umdrehte.
»Zu den anderen? Welchen anderenß«
»Den anderen beiden Feen, die uns begleiten.«

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